Schottlands wilde Schönheit
17.07.2017
Wenn Schottland immer so wäre wie heute, wäre es echt ein schönes Land! Anstrengend und zermürbend ja, weil es nur noch bergauf und bergab geht und es über ewig weite Strecken keine Ortschaften zum Anlanden mehr gibt. Aber bei weitem schöner und harmonischer als alles, was wir nördlich von Glasgow bislang erlebt haben. Es erinnerte uns sogar ein bisschen an Slowenien mit seinen weiten, menschenleeren Tälern und den ausgedehnten Wäldern. Autos sahen wir etwa alle halbe Stunde und meistens hielten uns die Fahrer eine Hand mit einem nach oben gerichteten Daumen entgegen, um ihre Anerkennung für unsere Wanderung kundzutun. Die Geste sagte: „Respekt Jungs, hier kommt normalerweise nie ein Wanderer her!“
Zum ersten Mal in diesen Gefilden sahen wir auch eine Herde jener urigen, zotteligen Rinderrasse für die Schottland so berühmt ist und die uns von jedem Postkartenstand entgegen blicken. Gott sind diese Wesen drollig! Mit ihren langen, zotteligen Haaren, die ihre Augen so weit verdecken, dass sie kaum etwas sehen können, kamen sie neugierig und zutraulich auf uns zu. Sie leckten an meinem Wagen an unseren Händen und an Heikos Knie und verursachten dabei jedes Mal ein eigentümliches Kratzgeräusch mit ihrer extrem langen und rauen Zunge.
Nach 25km erreichten wir unseren Zielort, der gerade einmal vier Kilometer Luftlinie von unserem Startpunkt entfernt lag. Die Fähre hätte hier also wirklich einiges abkürzen können.
Übernachten durften wir dieses Mal in der katholischen Kirche. Als wir dort eintrafen war es bereits wieder kurz vor 18:00 Uhr. Frühes, entspanntes Ankommen war in diesem Land einfach nicht möglich. Es schien fast, als wollte uns etwas ganz bewusst davon abhalten, uns näher mit dem Thema über Leid und dessen Sinn zu beschäftigen. Um ein Haar hätte dies vielleicht auch funktioniert, da wir so müde und erschöpft waren, dass wir uns kaum mehr für irgendetwas aufraffen konnten. Doch nach einer kurzen Brotpause, die wir vom Pfarrer gesponsert bekommen hatten, fanden wir die Kraft dennoch ein paar Fragen zu stellen und ein paar Austestungen zu machen. Es waren wieder einige spannende Erkenntnisse dabei, auch wenn ich sagen muss, dass hier durchaus noch einiges an offenen Fragen gibt. Genaueres dazu beschreibe ich euch im nächsten Artikel.
Spruch des Tages: Je weniger eine Region bekannt ist, desto mehr behält sie von ihrer Schönheit.
Höhenmeter: 153 m
Tagesetappe: 17 km
Gesamtstrecke: 24.215,27 km
Wetter: Extremer Sturm und Dauerregen
Etappenziel: leersthendes Pfarrhaus, Newbliss, Lisdarragh, Co. Monaghan, Irland
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