Tag 1484 bis 1487: Computerpanne – Was nun?

von Heiko Gärtner
01.05.2018 01:51 Uhr

22.11.2017

Der heutige Tag wird wohl als einer der speziellsten in die Geschichte dieser Reise eingehen. Man könnte ihn den tag des Wahnsinns nennen, aber auch den tag der Erkenntnisse, denn er brachte sowohl jede Menge Möglichkeiten, vollkommen verrückt zu werden, als auch Gelegenheiten um wahnsinnig viel zu lernen.

Es begann in der nacht damit, dass mein Computer in der Nacht den Geist aufgab. So wie zwei Jahre zuvor mejn MackBook, zeigte er mir lediglich noch einen schwarzen Bildschirm an, wenn ich ihn einschaltete. Der Laptop selbst war vollkommen in Ordnung und funktionierte einwandfrei, man konnte es nur nichts mehr sehen. Vor einigen Tagen war das Problem bereits ein erstes Mal aufgetreten, doch er hatte sich zunächst wieder gefangen und wirkte als sei nun wieder alles in bester Ordnung. Bis heute Nacht!

Gerade liegt Metz nun hinter uns..

Gerade liegt Metz nun hinter uns..

Ein kurzes Flimmern am Abend leitete den Anfang vom Ende ein. Kurz darauf blieb er Bildschirm eine ganze Weile Dunkel, bevor er sich wieder beruhigte und als ich nach unsere Filmabend mit meiner Nachtphase beginnen wollte, blieb er vollkommen schwarz.

Nach einigen ebenso erfolglosen wie verzweifelten Versuchen, das Geschehen rückgängig zu machen und meinen Computer wieder zum Laufen zu bringen, musste ich einsehen, dass es an der Zeit war über Alternativlösungen nachzudenken. Der Computer war nun 2 Jahre alt und hatte insgesamt nur etwas mehr als 200€ gekostet. Es war also eher unrealistisch, dass es sich lohnen würde, ihn zu reparieren. Wahrscheinlich musste ein neuer Computer her und dementsprechend schaute ich mich nach einer Stadt in der Nähe um, in der wir eine Chance hatten, etwas in dieser Richtung zu finden. Metz, als größte Stadt der Region lag natürlich sinnvollerweise gerade hinter uns und fiel als Bezugsquelle daher aus. Die nächstgrößere Stadt auf unserem Weg hieß Thionville, bzw. Diedenhofen, wenn man sich an den Deutschen Namen hielt. „Diedenhofen“ dachte ich beim Lesen auf der Karte, „was für ein lustiger Name!“ Wäre ich schlau gewesen, hätte ich diesen Gedanken etwa folgendermaßen weiterführen können: „Oh, und was für ein Deutscher Name! Warum hat die Stadt einen deutschen Namen? Ohja, weil wir uns schon fast in Deutschland befinden. Nur etwa dreißig Kilometer hinter der Stadt befindet sich die Grenze. Na da ist es doch das sinnvollste, den direkten Weg nach Deutschland zu suchen, zwei Tage mit dem iPad zu arbeiten und dann einen neuen Computer mit deutscher Tastatur zu kaufen!“

Pünktlich zu Weihnachten gibt es nun wohl einen neuen Computer

Pünktlich zu Weihnachten gibt es nun wohl einen neuen Computer

Leider war ich nicht so schlau und deshalb endete mein Gedankengang bereits beim lustig machen über den Namen. Ein Umstand den ich in den folgenden Wochen und Monaten noch oft bereuen sollte.

Doch dieser Gedanke kam nicht in meinen Sinn, da er ganz offensichtlich meiner selbstzerstörerischen Tendenz widersprach, in der ich mich zur Zeit, oder besser nun schon seit etwa einem Jahr befinde.

Moderne Sradtreinigung

Moderne Sradtreinigung

Dazu muss ich doch noch ein klein wenig ausholen, denn es ist offenbar im Moment mein zentralstes Thema, oder besser das Thema, das alle anderen miteinander Verbindet. Ein wichtiger Punkt dabei ist das Schuldgefühl, das seit dem Kontaktabbruch mit meinen Eltern noch immer in mir steckt und dass ich nicht loslassen kann, weil ich mein altes Leben in diesem Freundes- und Familienverbund noch immer als real betrachte. Ich glaube noch immer, dass ich Tobias bin, der sich einen neuen Namen gegeben hat und der dadurch, seine Freunde und Verwandten verstoßen hat, wodurch er ihnen viel Leid und Unrecht bescherte. Für dieses Leid fühle ich mich nun schuldig und die Schuld in mir sorgt dafür, dass ich unterbewusst alles daran setzte, mich selbst und uns als Herde zu sabotieren und auszubremsen, damit alles so schwer wie möglich geht und damit das Leid möglichst hoch und die Freude möglichst gering ist.

Weihrauchschwenker in der Kathedrale von Metz

Weihrauchschwenker in der Kathedrale von Metz

Weihnachten ist nicht mehr weit

Weihnachten ist nicht mehr weit

Dieses Prinzip löst dann lauter weitere Programme aus. Ich verstricke mich in negativen Gedanken, die mir Energie und Zeit rauben, werde langsam und unproduktiv, was mich in Stress und Hektik versetzt und vieles mehr. Heute wurden all diese Mechanismen besonders deutlich, allen voran die Wahl einer hässlichen lauten Stadt in Frankreich, kurz vor der Grenze, anstelle einer vergleichbaren aber erfolgversprechenderen in Deutschland.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Nicht schon wieder ein Blackout!

Höhenmeter 13m / 43m / 73m / 52m

Tagesetappe: 14km / 13km / 10km / 12km

Gesamtstrecke: 27.858,27km

Wetter: Kalt und Windig

Etappenziel 1: Gemeindeaus der Pfingstkirche, Hellevad, Dänemark

Etappenziel 2: kleines Gemeindehaus auf dem Friedhof, Vojens, Dänemark

Etappenziel 3: Kirchliches Gemeindehaus, Sommerstedt, Dänemark

Etappenziel 4: Kirchliches Gemeindehaus, Stepping, Dänemark

21.11.2017

Die Stadt Metz markiert in unserer Erinnerung einen wichtigen Wendepunkt zu Beginn unserer Reise. Sie war unser erstes großes Etappenziel auf dem Weg nach Santiago und außerdem die erste große Stadt im Ausland, in der wir uns irgendwie orientieren mussten.

Die Banque de France in Metz

Die Banque de France in Metz

Wenn wir in unseren Erinnerungen zurückkehren, dann verbinden wir mit unserem Aufenthalt in dieser Stadt die Begegnung mit einer unwahrscheinlich hübschen und sympathischen Frau an einer Bushaltestelle, einen vollkommen misslungenen Versuch, eine Privatadresse in der Innenstadt zu finden, mit nichts als der Karte, die sich in unserem Jakobsführer befand, ein unerwartetes Wiedersehen mit alten Bekannten, die wir einige Tage zuvor beim Besuch einer ebenso chaotischen wie herzlichen Jägersfamilie kennengelernt hatten, eine unverhoffte Pause bei McDonnalds, eine wilde Autofahrt, bei der uns der Weg an unser Ziel gezeigt wurde, eine Wanderung, bei der wir weit nach Einbruch der Dunkelheit das Apartment von Adrian, unserem Gastgeber erreichten, ein erholsames und stärkendes Abendessen und eine witzige, informative und interessante Stadtführung unseres Gastgebers, bei der er uns mit einem Car-Sharing-Wagen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten gebracht hat.

Das Portal eines ehemaligen Klosters in Metz

Das Portal eines ehemaligen Klosters in Metz

Die Einkaufsmeile in der Innenstadt von Metz

Die Einkaufsmeile in der Innenstadt von Metz

Ich erinnere mich auch noch an Fußschmerzen, die dazu führten, dass ich kaum Laufen konnte, aber dennoch sind all diese Erinnerungen Grund-positiv. (Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, könnt ihr euch dazu ja noch einmal unseren Tagesbericht von Tag 32 ansehen.)

An das Kraftwerk konnten wir uns nicht mehr erinnern

An das Kraftwerk konnten wir uns nicht mehr erinnern

Metz zu besuchen war anstrengend gewesen, aber es war ein Erlebnis, das man nicht missen sollte. Alles in allem, war uns die Stadt dabei zudem sehr schön erschienen und hatte später noch oft als Gegenpol fungiert um festzustellen, dass andere Städte eher hässlich waren. „Vergleich das hier mal mit Metz und Nancy! – Das sind ja Welten!“ war beispielsweise ein beliebtes Kommentar geworden, wenn wir eine unangenehme Großstadt erreichten.

Nur eines von vielen beeindruckenden Gebäuden in Metz

Nur eines von vielen beeindruckenden Gebäuden in Metz

Heute sollten wir nun wieder unsere Füße und Räder über die Schwellen der Stadtgrenze setzen, doch dieses Mal zeigte sich die Metropole von einem ganz anderen Licht. Obwohl wir bis zum Schluss auf einem Fahrradweg wandern durften, der an sich sehr schön gewesen wäre, wurde die Wanderung vom permanenten Autobahnlärm überschattet, der so stark war, dass uns fragten, wie wir ihn beim ersten Mal hatten überhören können. Auch in der Stadt selbst waren die Autos und Trucks die rund fünfhundert Meter entfernt vorbeirauschten permanent präsent.

Die Einkaufsmeile in Metz

Die Einkaufsmeile in Metz

Ohne ein festes Ziel und ohne eine Verabredung schien es zudem unmöglich und auch nicht allzu erstrebenswert, hier einen Schlafplatz zu finden. Und ohne unseren Stadtführer waren wir gezwungen, die Wege zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten zu laufen, wodurch wir einige Seiten der Stadt zu Gesicht bekamen, die ganz und gar nicht mehr schön und angenehm waren.

Ein modernes Einkaufszentrum

Ein modernes Einkaufszentrum

Es dauerte kaum zehn Minuten, bis wir vor uns selbst zugeben mussten: Metz war eine ganz normale Großstadt in Autobahn Nähe, mit allen dazugehörigen Vor- und Nachteilen. Es gab hier nichts, weshalb wir hier bleiben wollen würden. In unserer Erinnerung hatten wir diese ganze Gegend also offenbar stark romantisiert. Oder jetzt gerade lagen wir einer äußerst unromantischen Wirklichkeits-Verzerrung auf, die mal wieder das Gedankenmuster von „alles ist schlecht“ stärken sollte.

Das Eingangsportal zur Kathedrale mit Weihnachtsmarkt und Riesenrad im Hintergrund

Das Eingangsportal zur Kathedrale mit Weihnachtsmarkt und Riesenrad im Hintergrund

Das Innere der Kathedrale von Metz ist immer wieder beeindruckend.

Das Innere der Kathedrale von Metz ist immer wieder beeindruckend.

Einen kleinen Stadtrundgang sowie eine Pizza-Pause ließen wir uns dennoch nicht nehmen, bevor wir uns wieder an die Weiterreise machten. Leider wurde die Geräuschkulisse nicht besser.

Der Altarbereich der Kathedrale in Metz

Der Altarbereich der Kathedrale in Metz

Die Bleiglasfenster der Kathedrale würden ein ganzes Fußballfeld füllen.

Die Bleiglasfenster der Kathedrale würden ein ganzes Fußballfeld füllen.

Die Autobahn entfernte sich bis auf sieben Kilometer von uns, ohne dabei merklich leiser zu werden. Kurioserweise tauchte nach einer knappen Stunde eine weitere Autobahn auf, die unseren Weg kreuzte, die wir jedoch auch 100m Meter vor der Unterführung kaum hören konnten. Es war also ganz offensichtlich möglich, leise Autobahnen zu bauen. Fragte sich nur, warum man sich hier so vehement dagegen entschieden hatte.

Am Ufer der Mosel kehren wir der Stadt langsam wieder den Rücken zu.

Am Ufer der Mosel kehren wir der Stadt langsam wieder den Rücken zu.

Wie bereits beim  ersten Besuch der Stadt dauerte es auch heute wieder bis zum Abend, ehe wir eine Übernachtungsmöglichkeit fanden. Dieses Mal durften wir im Haus eines Pfarrers in einem kleinen, industriell geprägten Vorort nächtigen, der durch eine Hügelkuppe leicht vom Autobahnlärm abgeschottet wurde.

Einzigartige Fensterkunst

Einzigartige Fensterkunst

Blick über die Brücke und die Kirche in Metz

Blick über die Brücke und die Kirche in Metz

Unser Gastgeber wurde uns von der Frau im Rathaus als eine Art Hausmeister angekündigt, der im Pfarrhaus lebt, wenn der Pfarrer nicht da ist. Als wir den Mann kennenlernten, stellten wir jedoch fest, dass er selbst Pfarrer war.

Der Industriehafen von Metz

Der Industriehafen von Metz

Die Bemerkung der Sekretärin war offenbar nicht informativer, sondern viel mehr rassistischer Natur gewesen, denn der Pfarrer stammte aus dem afrikanischen Staat Togo. Es stimmte, dass es noch einen weiteren Hauptpfarrer gab, der für die ganze Region zuständig war, aber der junge Afrikaner war nun hier für das Dorf zuständig, offenbar wollte die Rathausmitarbeiterin diesen Umstand noch nicht akzeptieren und beharrte weiterhin auf ihren alten, gewohnten und vor allem einheimischen Pfarrer.

Die Kirche zwischen den Ufern

Die Kirche zwischen den Ufern

Ein einsamer Kirchturm

Ein einsamer Kirchturm

Der junge Togoaner hatte es nicht leicht, wie man aus seinen Erzählungen heraushörte. Nicht nur, dass es schwer war, von den Einheimischen anerkannt zu werden, er selbst konnte sie auch nicht wirklich verstehen.

der Blick auf die Kathedrale von Metz

der Blick auf die Kathedrale von Metz

„Nach meiner ersten Messe dachte ich, ich sei kaputt und hätte mein Handwerk verlernt!“, erzählte er, „Normalerweise konnte ich immer erstklassige Messen führen, die die Menschen mitrissen und begeisterten.

Die Kirche in der Mosel

Die Kirche in der Mosel

Es war normal, dass man beim Gottesdienst in Tränen oder Jubelschreie ausbrach und jeder fieberte bei den Gebeten und Gesängen mit um die Verbindung zu Gott und Jesus tief zu spüren. Hier hingegen ist es, als hielte man einen Vortrag vor einer Leichenhalle.

der Marktplatz von Metz

der Marktplatz von Metz

Die meisten Menschen schauen einen nicht einmal richtig an, sondern starren zu Boden, zählen die Dielenbretter an der Decke oder lesen irgendwelche Schriftzeichen die sie im Kircheninneren entdecken.“

Das Innere der Metzer Kathedrale

Das Innere der Metzer Kathedrale

Auch Hochhäuser findet man in Metz

Auch Hochhäuser findet man in Metz

Heiko und ich mussten lachen. „Ja!“ sagte ich, „das ist das normale Verhalten vorn Europäern in der Kirche, das wirst du kaum verhindern können!“

Die Metzer Innenstadt mit Kathedrale und Brücke

Die Metzer Innenstadt mit Kathedrale und Brücke

Er lachte auch und meinte:. „Ja, inzwischen habe ich das auch verstanden und mache mir keinen Kopf mehr deswegen, aber die erste Male war es wirklich ein Schock!“

Opferkerzen in der Kathedrale von Metz

Opferkerzen in der Kathedrale von Metz

Spruch des Tages: Besuche niemals einen Ort zweimal, denn das frustriert nur.

Höhenmeter 36m / 17m / 80m / 10m

Tagesetappe: 15km / 17km / 16km / 15km

Gesamtstrecke: 27.809,27km

Etappenziel 1: Evangelisches Gemeindehaus, Bov, Dänemark

Etappenziel 2: Gemeindehaus der Kirche, Tnglev, Dänemark

Etappenziel 3: Gemeindehaus der Kirche, Uge, Dänemark

Etappenziel 4: Gemeindehaus der Kirche, Hjordkaer, Dänemark

19.-20.11.2017

Seit Tool befinden wir uns nun wieder auf bekannten Wegen. Oder besser: Auf Wegen, die uns bekannt sein sollten, weil wir hier zu Beginn der Reise schon einmal entlanggewandert sind. Seltsamerweise kam uns das meiste davon kein bisschen bekannt vor. Im Gegenteil, es wirkte eher wie eine Gegend, die wir ganz bewusst auch damals schon hätten auslassen wollen. Obwohl wir größtenteils auf Fahrradwegen laufen durften, war der schier ohrenbetäubende Lärm der Autobahn und einiger weiterer Straßen überall präsent. Es gab nahezu keinen Moment, an dem es irgendwo ruhig oder angenehm gewesen wäre.

Der Blick auf die Mosel

Der Blick auf die Mosel

Die einzige Ausnahme bildeten hier die Städte selbst, die zwar auch keine Ruhepole waren, die aber zumindest schon einmal den Lärm von außen abschirmten. Erst als wir Pont-a-Mousson erreichten, kamen auch Streckenabschnitte, an die wir uns direkt erinnern konnten. Hier haben wir damals Picknick gemacht! Diese vermüllte Ecke unterhalb der Brücke haben wir als Toilette verwendet! Das ist übrigens ein besonderes Phänomen: Es gibt kaum etwas an das man sich so gut erinnert, wie die Stellen an denen man pinkeln oder ein Geschäft verrichten musste. Vielleicht ist das wirklich noch ein Überbleibsel aus der Zeit, in der wir unsere Ausscheidungen noch zum Revier Markieren benutzt haben.

Pont a Mousson auf der gegenüberliegenden Moselseite.

Pont a Mousson auf der gegenüberliegenden Moselseite.

Auch an einen Weg, auf dem wir uns böse verlaufen hatten, konnten wir uns noch gut erinnern, obwohl wir es dieses Mal schafften, auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Die Innenstadt von Pont a Mousson mit Marktplatz und Brunnen.

Die Innenstadt von Pont a Mousson mit Marktplatz und Brunnen.

Die Kirche in der Innenstadt von Pont a Mousson.

Die Kirche in der Innenstadt von Pont a Mousson.

Pont-a-Mousson selbst unterschied sich verglichen mit seiner Umgebung erstaunlich wenig von unseren Erinnerungen. Vor vier Jahren hatten wir hier nur eine kurze Rast und ein paar Bilder von den beiden Kirchen gemacht. Heute versuchten wir einen Schlafplatz aufzutreiben, was uns nach einigen Startschwierigkeiten auch gelang. In der Hauptkirche lief gerade noch die Messe, wodurch wir nach einiger Wartezeit in der Lage waren, sowohl mit dem Pfarrer als auch mit einigen Gemeindemitgliedern zu sprechen. Und wie schon oft in größeren, französischen Städten entpuppte sich der Pfarrer als weit weniger hilfreich als seine Gemeinde. Während er nur an die beeindruckend bemalte Decke starrte und immer wieder die Frage „Wo kann ich euch nur unterbringen? Wo kann ich euch nur unterbringen?“ sowie der Kommentar: „Schwierig, schwierig, schwierig!“ wiederholte, kam ich in Kontakt mit einem Ärzte-Ehepaar, das uns ohne große Umschweife zu sich nach Hause einlud.

Die Brücke, der Pont a Mousson ihren Namen verdankt.

Die Brücke, der Pont a Mousson ihren Namen verdankt.

Abgesehen von einem warmen Schlafplatz und einem guten Essen brachte uns diese Einladung auch ein recht interessantes Gespräch zum Thema Krebs ein. Unser Gastgeber war nämlich Onkologe und zu Beginn der Gespräche ein 100%iger Verfechter der allgemein angewandten Holzhammermethoden der Schulmedizin. Im späteren Verlauf, kamen wir jedoch darauf, dass seine Frau selbst an Brustkrebs erkrankt war und er sich bei ihrer Behandlung strikt gegen eine Chemotherapie ausgesprochen hatte. Auch Bestrahlungen hatte sie aus ungeklärten Umständen nicht bekommen, sondern war lediglich operiert worden.

Blick auf die Innenstadt von Pont a Mousson

Blick auf die Innenstadt von Pont a Mousson

Seltsamerweise war es bei ihr nach der Operation nicht zu Streuungen oder erneuten Ausbrüchen gekommen, obwohl ja, der offiziellen Ansicht (auch ihres Mannes) nach, die Chemo und die Bestrahlung wichtig waren, um zu verhindern, dass sich bei der OP übersehene Krebszellen sofort wieder ausbreiten konnten. Was seine Frau nun letztlich von allen anderen Patienten unterschied und warum sie daher eine andere Behandlung brauchte, darüber konnten wir leider wenig in Erfahrung bringen. Aus irgend einem Grund blieb unser Gastgeber hier sonderbar schwammig und lenkte dann das Thema recht geschickt auf etwas anderes um.

Eines der Kraftwerke von Pont a Mousson.

Eines der Kraftwerke von Pont a Mousson.

Das Verhalten des Onkologen passte damit genau in das Muster, das wir auch zuvor schon erlebt hatten und das durch verschiedene Studien offiziell bestätigt wurde. Repräsentativen, anonymen Umfragen zufolge gaben 97 % aller Ärzte, die sich primär mit Krebspatienten beschäftigen an, dass sie selbst niemals eine Chemotherapie machen und diese auch unter keinen Umständen einem engen Freund oder Verwandten anraten würden. Ein Ergebnis, dass zum Nachdenken anregen sollte, findet ihr nicht?

Der Marktplatz von Pont a Mousson.

Der Marktplatz von Pont a Mousson.

Spruch des Tages: Das du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem Patienten zu! 

 

Höhenmeter 7m / 7m / 13m / 10m

Tagesetappe: 18km / 10km / 14km / 10km

Gesamtstrecke: 27.743,27km

Wetter: Kalt und Windig

Etappenziel 1: Evangelisches Gemeindehaus, Hohenlockstedt, Deutschland

Etappenziel 2: Gemeindehaus der Kirche, Hohenwestedt, Deutschland

Etappenziel 3: Seemannsmission, Rendsburg, Deutschland

Etappenziel 4: Privathaus der Bürgermeisterin, Schleswig, Deutschland

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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