Wie Drogen unsere Wahrnehmung verändern

von Heiko Gärtner
14.11.2016 23:28 Uhr

03.11.2016

Als wir am Morgen aufwachten, wartete in der Küche bereits ein fürstliches Frühstück auf uns. Schlafen gehörte nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen unserer Gastgeberin und so war sie bereits in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und zum Bäcker gegangen. Beim Essen erzählte sie uns noch einiges über ihr früheres und ihr jetziges Leben. In ihrer Jugend war sie eine leidenschaftliche Abenteurerin gewesen und hatte nahezu keinen Schabernack ausgelassen. Sie war alleine als Frau bis nach Marokko getrampt, hatte weite Teile von Indien bereist und vieles mehr. Ein Rucksack und ein Schlafsack waren oft alles, was sie brauchte um sich wohl zu fühlen und sie lebte stets nach dem Motto, dass man nichts auslassen sollte, was das Leben einem anbot.

Wie so oft verbarg sich jedoch auch bei ihr eine tiefe Schwere hinter dieser Lebensfreude. Sie war ein Mensch, der schon immer viel beobachtete und der stets seine Rückschlüsse zog. Dass die Welt nicht so schön bunt und lässig ist, wie es uns die Werbung weiß macht, erkannte sie schnell und mit dieser Erkenntnis kam auch der Wunsch, die erlebte und wahrgenommene Härte wieder auszublenden. Wenn die Welt so hart und ungerecht ist, dass man sie nicht mehr ertragen kann, dann muss man sie sich eben auf irgendeine Weise wieder erträglich machen.

So kamen die Drogen ins Spiel. Sie experimentierte mit den verschiedensten Substanzen, abgefangen von Gras und Pilzen bis hin zu allerlei chemischem Zeug. In unserer Gesellschaft haben wir es uns angewöhnt, sehr stark zwischen unterschiedlichen Drogen zu unterscheiden. Wir empfinden Zigaretten und Alkohol als relativ harmlos, Heroin und Kokain hingegen als Hart, Cannabis als eher weich und Zucker als überhaupt keine Droge. Im Endeffekt ist die Wirkung bei allen diesen Substanzen jedoch immer die gleiche. Jedenfalls die zentrale Wirkung. Die Nebenwirkungen mögen recht unterschiedlich ausfallen, aber um die geht es uns erst einmal weniger. Egal was wir konsumieren, die Droge spricht immer das Lustzentrum in unserem Gehirn an und blendet gleichzeitig die Wahrnehmung aus. Wir bekommen ein Gefühl des Glücks, der Erleichterung und der Entspannung, während die Welt mit all ihren Problemen in den Hintergrund rückt. In unterschiedlichem Maß bekommen wir außerdem Halluzinationen, nehmen also Dinge wahr, die in der äußeren, physischen Realität eigentlich nicht wahrnehmbar sind. Bei den „leichten Drogen“ ist dies vielleicht nur ein Gefühl, das wir normalerweise gar nicht hätten. Bei „härteren Drogen“ sind es mitunter Bilder oder ganze Filme, die vor unserem geistigen Auge ablaufen. Unser Bewusstsein wird außer Gefecht gesetzt und unser Unterbewusstsein übernimmt die Kontrolle. Wir verlassen dabei die physische Welt und tauchen in die Theta-Welt, also die geistige Welt ein, so wie wir es auch in der Hypnose, in Visionen oder im Traum machen. Der Haken ist nur, dass wir anders als in der Hypnose vollkommen handlungsunfähig sind. Es ist ein bisschen, als würden wir gefesselt und geknebelt in einen Schwimmreifen gesteckt und dann in einen Wildwasserfluss geworfen. Es kann sein, dass dies eine spannende und angenehme Erfahrung ist, aber es kann auch sein, dass wir an einem Felsen zerschellen oder uns die Füße an scharfen Steinen aufschneiden. Im Traum sind wir zwar genauso handlungsunfähig und werden rein von unserem Unterbewusstsein durch den Fluss geleitet, doch hier ist die Situation noch einmal eine andere. Unser Unterbewusstsein entscheidet sich gezielt für einen bestimmten Flussabschnitt und lässt uns genau die Traumerfahrungen machen, die wir benötigen, um unsere Gefühlsketten der letzten Tage zu bereinigen. Wir bekommen also gewissermaßen einen Vollprotektoranzug an, bevor wir ins Wasser geworfen werden. In der Vision oder in der Hypnose hingegen, können wir uns bewusst bewegen und gezielt auf Ereignisse reagieren, Dinge verändern und entscheiden, wie tief wir eintauchen wollen. Ohne den Automatik-Schutz des Traumes oder unserer eigenen, bewussten Entscheidungen können wir im Drogenrausch hingegen in Ebenen vordringen, für die wir nicht bereit sind und mit denen wir nicht umgehen können. Dies ist der Grund, warum es nicht selten zu regelrechten Horrortrips kommt.

Aber noch einmal zurück zum Glücksgefühl und zur Sinnesausblendung. Denn dies sind die beiden Punkte, die den Suchtfaktor der Drogen ausmachen. Jedes Wesen, das nicht bereits in seinem Gottbewusstsein lebt, strebt letztlich nach Glückseligkeit. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man sich die Sache einmal genau anschaut. Wenn wir davon ausgehen, dass alles eins und damit alles Liebe ist, dann ist es die angenehmste Form des Seins, sich dessen vollkommen bewusst zu sein. Wenn ich weiß, dass ohnehin alles eins ist, brauche ich vor nichts mehr Angst zu haben, mich über nichts mehr zu ärgern und gegen nichts mehr zu kämpfen. Ich bin automatisch in einem Zustand permanenter Zufriedenheit. Wenn ich diesen Zustand bereits erreicht habe, dann gibt es nichts mehr, was ich noch erreichen müsste, da ja alles genau so passt, wie es gerade ist. Irgendwo erinnern wir uns alle noch an dieses Gefühl und wir wissen noch immer, dass es absolut großartig ist. Deswegen haben wir einen schier unstillbaren Hunger danach, den Zustand der vollkommenen Erfüllung mit Glückseligkeit wieder zu erreichen. Nur haben wir in den meisten Fällen keine Ahnung wie wir das anstellen sollen. Deswegen versuchen wir als eine Art Trostpreis so viele Glücksmomente wie möglich zu erhaschen. Denn in einem Glücksmoment kommen wir der Glückseligkeit für einen kurzen Augenblick sehr nahe und haben daher das Gefühl, hier der Erleuchtung auf der Spur zu sein. Diese Glücksmomente erschaffen wir uns durch alles mögliche: Sex, Klettern, Essen, Bungeejumping oder eben Drogen. Faktisch funktionieren sogar all diese Methoden auf die gleiche Weise und führen daher auch alle in gewisser Weise zur Abhängigkeit. Für einen kurzen Moment wird das Lustzentrum aktiviert und vermittelt uns das Gefühl von Glück und Zufriedenheit, nach dem wir uns sehnen. Dummerweise hält es nicht lange an und danach fallen wir wieder in den gewohnten Zustand zurück und sehnen uns nach einem neuen Glücksmoment. Wir hoffen nun, den Zustand der Glückseligkeit dadurch zu erreichen, dass wir so viele dieser Momente aneinander reihen, wie es nur möglich ist. Das kann natürlich nicht funktionieren, da Glückseligkeit kein Zustand ist, den man erreichen kann, sondern einer, den man erkennen muss. Alles ist Liebe, also ist auch der Zustand der Glückseligkeit allgegenwärtig. Es ist ein bisschen so, als würden wir durch einen Traum hetzen und versuchen irgendwo Schlaf zu finden. Wir können uns vielleicht sogar für einen Moment als Traumfigur hinlegen und schlafen, aber wir schlafen dann nicht wirklich, sondern träumen es genauso wie wir auch alles andere Träumen. Wenn wir als Traumfigur Schlaf finden wollen, müssen wir erkennen, dass wir eine Traumfigur sind und dass wir bereits die ganze Zeit schlafen, weil genau dass der Grund ist, warum wir als diese Figur überhaupt existieren.

Durch die künstliche Stimulation der Glückshormone durch Drogen passiert jedoch noch etwas anderes. Drogen sind immer auch Betäubungsmittel, sonst würden sie als Methode zum Ausblenden der „harten Welt“ nicht funktionieren. Sie führen dazu, dass wir uns in eine innere Welt zurückziehen und die äußere dabei ausblenden. Auch und gerade wenn sie wie beispielsweise Alkohol dazu führen, dass wir extrovertierter werden. Wir kommen dann zwar aus uns heraus, treten aber bewusst nicht in die „reale“ physische Welt, sondern in eine Welt, die wir uns mit Hilfe der Droge selbst im Kopf erschaffen. Unsere Sinne hingegen sind nun getrübt und wir nehmen alles äußere nur noch mit einem Bruchteil der Intensität wahr, wie wir es normalerweise tun würden. Wenn unsere Sinne normalerweise auf 100% laufen, so laufen sie nun beispielsweise nur noch auf 10%. Dies hat natürlich den Vorteil, dass wir alles Negative nicht mehr so intensiv wahrnehmen. Dinge, die uns zuvor gestört haben, stören uns nun nicht mehr oder zumindest nicht mehr so stark. Der Haken dabei ist jedoch, dass uns die Dinge zuvor aus einem guten Grund gestört haben. Wir sind mit ihnen in Resonanz gegangen, weil sie uns geschadet haben oder weil sie etwas in uns angesprochen haben, das uns schadet oder zumindest nicht gut tut. Wenn wir nun also nur noch ein Zehntel unserer Wahrnehmung besitzen, dann brauchen wir im Umkehrschluss auch eine zehnmal höhere Reizintensität um das gleiche zu empfinden. Damit verschieben sich nun auch all unsere Grenzen und Schwellensysteme. Wenn wir normalerweise beim Essen eines Hühnereis ein schlechtes gewissen bekommen, weil wir wissen, wie sehr die Hühner unter ihrer Käfighaltung leiden, empfinden wir nun nicht einmal mehr etwas, wenn uns bewusst wird, dass für unseren Drogenkonsum täglich Kinder misshandelt, vergewaltigt und getötet werden. Wenn wir uns zuvor für ein unangemessenes Verhalten geschämt haben, dann interessiert er nun nicht einmal mehr, wenn wir uns vollkommen daneben benehmen. Wenn zuvor bereits eine unangenehme Berührung in uns ein Gefühl von Ekel oder Ablehnung ausgelöst hat, dann akzeptieren wir nun vielleicht sogar eine Vergewaltigung, ohne sie als Übergriff wahrzunehmen. Alles kann nun 10x schädlicher für uns sein, bevor wir eine Grenze ziehen und auf der anderen Seite überschreiten wir auch die Grenzen anderer um ein zehnfaches, bevor wir merken, dass wir vielleicht gerade jemandem auf die Füße treten. Auf der anderen Seite nehmen wir nun aber natürlich auch alles Positive nicht mehr so intensiv wahr, weshalb unsere Begeisterungsfähigkeit permanent sinkt. Alles muss nun immer intensiver und stärker werden, damit wir es überhaupt noch wahrnehmen können. Somit wird auch das erreichen der kleinen Glücksmomente, die uns so wichtig sind, immer schwerer und wir müssen immer mehr dafür tun. Immer stärkere Extreme, immer härtere Drogen, immer mehr und immer häufiger konsumieren. Der Haken an der ganzen Sache ist, dass der Sinnes-Eintrübungseffekt auch nach dem Abklingen der eigentlichen Drogenwirkung noch anhält. Er wird zu einem Dauerzustand, zur Normalität.

Heiko Gärtner trägt das Carinthia G Loft

Heiko Gärtner trägt das Carinthia G Loft

Bei unserer Gastgeberin hatte diese Spirale irgendwann dazu geführt, dass sie einen Schlaganfall bekam. Ihr Körper hatte ihr auf sehr klare Weise Bescheid gegeben, dass es so nicht weiter gehen konnte. Entweder sie änderte ihren Lebensstil radikal, oder sie durfte sich vollkommen in die jenseitige Welt zurückziehen. Für einen Moment war sie dort bereits zu Besuch gewesen und es war überhaupt nicht so, dass es ihr dort nicht gefallen hätte. Doch sie hatte drei Kinder und wusste, dass ihre Aufgabe hier noch nicht erledigt war. So kehrte sie wieder zurück, trug aber als Erinnerung an dieses Nahtoderlebnis eine starke Lähmung im linken Arm davon. Zuvor hatte sie ein eigenes Gewerbe gehabt, nun wurde sie als Arbeitsunfähig eingestuft und zur Frührentnerin erklärt. Ganz unproblematisch war dieser Status nicht, denn die Erwerbsunfähigkeitsrente betrug gerade einmal 700€ im Monat und ging bereits fast vollständig für Miete und Nebenkosten drauf. Obwohl sie bis heute schwer unter den Folgen des Drogenkonsums litt, der ihren Körper und auch ihre Seele sehr stark mitgenommen hatte, empfand sie die Drogen selbst noch immer als etwas positives. Auf dem gesamten Weg in Richtung Giengen dachten wir über das Gespräch nach und fragten uns, wie es möglich war, dass sie trotz allem noch immer eine Begeisterung für den Stoff verspürte, der sie fast vollständig ins Aus geschossen hatte. Schließlich kamen wir darauf, dass es genau dieser Punkt der Sinneseintrübung sein musste. „Danach ging es mir immer besser!“ hatte sie gesagt. Warum? Weil alles mehr Distanz zu ihr hatte und nicht mehr so präsent war. Das Leid der Welt und die Probleme ihres Lebens waren geringer, gedämpfter, kleiner geworden und ihr Verstand hatte dies als eine positive Erfahrung abgespeichert. Egal wie schlimm es auch sein mag, durch die Drogen ist es doch erst einmal besser geworden. Dann mussten sie doch letztlich auch etwas gutes sein! Oder nicht?

Wir selbst kannten das gleiche Prinzip auch von uns, wenngleich unsere Drogen keine Drogen im klassischen Sinne waren. Bei Heiko war es früher vor allem Konsumsex gewesen, mit dem er sich vom harten Alltag abgelenkt hatte. Bei mir war es in erster Linie Zucker und Essen im Allgemeinen. Auch bei uns war es so, dass wir irgendwann erkannt hatten, dass uns diese Strategie nicht gut tat, und doch tauchten die gelüste jedes mal wieder auf, wenn es uns einmal aus irgendeinem Grund nicht so gut ging. Süchte, egal wie sie sich auch äußern mögen, sitzen aufgrund dieses Zusammenspiels zwischen der Stimulation des Lustzentrums und dem Ausblenden des Unangenehmen weit tiefer als wir im Allgemeinen annehmen. Dies ist wohl auch einer der Gründe, Ex-Junkies nie von sich behaupten, dass sie geheilt sind. Sie sind Clean, weil sie die Drogen nicht mehr anrühren, aber die Strategie, bleibt als Option immer im Gehirn gespeichert.

Giengen entpuppte sich als weitaus größere Stadt, als wir es vermutet hätten und so waren wir bereits in Gedanken dabei, uns auf eine Weiterwanderung in die nächste Ortschaft einzustellen. Doch hier ging die Kirche mit ihren Pilgern anders um. Gleich am Eingang der ersten Kirche am Jakobsweg hing ein Schild mit mehreren Telefonnummern und dem Hinweis, dass es für Pilger eine einfache Unterkunft im Jugendhaus um die Ecke gab. Während wir auf den Köster warteten, der den Schlüssel für die Eingangstür besaß, machten wir die Bekanntschaft mit einer netten jungen Frau, die vor vielen Jahren aus der Slowakei ausgewandert war. Sie erzählte uns, dass sie bereits seit langem versuchte Kinder zu bekommen, dabei aber so verkrampft war, dass es einfach nicht gelingen wollte, nicht einmal mit künstlicher Befruchtung. Die ganze Angelegenheit nahm sie sehr stark mit, denn sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ein Kind zu haben. Anders als die Ärzte zuvor konnten wir ihr in dieser Hinsicht nun wieder etwas Hoffnung machen. Der menschliche Körper ist ein äußerst robuster und überaus funktionsfähiger Organismus, der sich bei weitem nicht so leicht unterkriegen lässt wie wir vermuten. Das gilt auch in Bezug auf die Fruchtbarkeit. Allerdings ist unser Hormonsystem ein sehr komplexes und filigranes Gebilde, das sich durch unterschiedliche Einflüsse leicht aus dem Gleichgewicht bringen lässt. Vor allem unser Seelen- und Gefühlsleben Spielt dabei eine große Rolle. Ich selbst wusste von mir, dass meine eigenen Eltern mehr als zehn Jahre lang erfolglos versucht hatten, ein Kind zu bekommen. Erst als sie es schließlich aufgaben und damit den Druck und den Stress losließen, den sie sich selbst gemacht hatten, machte ich mich auf den Weg. Auch äußerer Stress, das Gefühl, nicht bereit zu sein, sich nicht wohl oder nicht heimisch zu fühlen oder die Angst davor, die eigene Existenz nicht sichern zu können, können eine Schwangerschaft verhindern. Man nennt diesen Effekt oft auch Giraffeneffekt, weil er ähnlich funktioniert, wie bei den Giraffen. Diese haben die Fähigkeit ihre Schwangerschaften zu verhindern oder zu verzögern, wenn sie fühlen, dass es gerade zu gefährlich wäre, ein Kind auf die Welt zu setzen.

Als die junge Frau hörte, dass sie vielleicht doch nicht kaputt, sondern nur gestresst war, fiel ihr ein tonnenschwerer Stein vom Herzen. „Ja!“ meinte sie erleichtert, „Es gibt vieles, was mir insgeheim Sorgen bereitet und dazu führt, dass ich Angst habe, ein Kind in die Welt zu setzen.“ Sie sprach keinen Grund aus, aber man konnte ihr ansehen, dass ihr bereits einige konkrete Beispiele einfielen, von denen sie sicher war, dass sie ein akuter Hinderungsgrund waren. Nachdem wir unsere Übernachtungsstätte bezogen hatten wurden wir von der fröhlichen Trauergruppe zum Kaffeetrinken eingeladen. Es war eine Gruppe von rund 10 älteren Damen und zwei Herren, die gerade nicht trauerten sondern eine kleine Feier im Kirchengebäude nebenan abhielten. Erst heute morgen hatten wir uns darüber unterhalten, dass es für uns nicht mehr in Frage kam, irgendwo einen Vortrag über unsere Reise zu halten, weil uns zum einen der Organisationsaufwand zu hoch war und wir zum anderen auch keinen Sinn mehr darin sahen. Jetzt saßen wir plötzlich in einem Seminarraum und taten genau das: Wir hielten einen Vortrag über unsere Reise. So schnell ändern sich die Dinge. Später machten wir noch eine kurze Stadtbesichtigung, und trafen dabei zufällig die junge Slowakin wieder. Auch wenn wir uns erst vor rund einer Stunde verabschiedet und uns vor rund einer Stunde und zehn Minuten überhaupt erst kennengelernt hatten, war es ein Wiedersehen, wie unter alten Freunden. Sie erzählte uns, dass sie in der Kirche für uns gebetet und sich gewünscht hatte, uns eines Tages einmal wieder zu sehen. Dass es gleich so schnell klappen würde, damit hatte sie allerdings nicht gerechnet.

 

„Wartet!“ sagte sie, holte ihre Geldbörse aus der Handtasche und leerte den Inhalt komplett in Heikos Hand. „Ich hatte vorhin nichts dabei und wollte euch da schon gerne eine Spende geben!“ Dann verabschiedete sie sich von uns mit einer herzlichen Umarmung. „Es ist schon seltsam, wie die Dinge immer so spielen!“ meinte Heiko auf dem Heimweg. „Bei den Rentnern vorhin, bei denen wir unseren Vortrag gehalten haben, hätte ich zu 100% damit gerechnet, dass wir im Anschluss eine Spende bekommen. Doch von ihnen gab es keinen Cent. Und nun, beschenkt uns jemand, der selbst kaum etwas hat und hat dabei sogar noch ein schlechtes Gefühl, weil sie gerne mehr geben würde.“

Spruch des Tages: Ein klarer Kopf ist die beste Droge

Höhenmeter: 80 m Tagesetappe: 17 km Gesamtstrecke: 19.151,27 km Wetter: Bewölkt, 0-2°C, hin und wieder leichter Sonnenschein Etappenziel: Jugendherberge, 88045 Friedrichshafen, Deutschland

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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