Bin ich wirklich ein Teil der Natur?

von Heiko Gärtner
18.09.2010 23:57 Uhr

Eine perfekte Nacht liegt hinter mir, ich hatte einen Schlafplatz mit einem gigantischen Blick auf den fast vollen Mond und konnte die weite Ebene der eintönigen Landschaft betrachten. Heute führt mich der Weg durch grenzenlose Weiten. Weite und Flachheit bestimmt das Landschaftsbild. Für einen normalen Mitteleuropäer ist diese leere Landschaft schier grenzenlos und man ersehnt sich im Herzen Bäume und leichte Hügel. Durch die Monotonie erscheint einen der Weg bedeutend länger und man glaubt nicht mehr das Tagesziel zu erreichen. Ein Teil meines Herzens freut sich auf Phase drei und der andere Teil hat Angst es nicht zu schaffen. Ich will die letzten Kilometer nur mit Feuerstahl und Messer bewältigen und natürlich mit dem, was ich an Klamotten am Leib trage. Leider sind die Nächte recht frostig und liegen meistens zwischen 3 und 12 Grad Celsius. Da hier nur wenig Vegetation herrscht, wird es noch härter oder fast unmöglich mehr als ich dachte. Hier ist meine ganze Kreativität gefragt und ich werde mich fühlen, als wäre ich in der Steppe ausgesetzt worden. Hier zeigt sich, ob man nach 3000 km Wegstrecke noch fit genug ist, um sich aus einer künstlichen Gefahrenzone zu befreien. Hier stellt sich heraus, ob einem alle Fertigkeiten leicht von der Hand gehen, da man nur noch begrenzte Kraft zur Verfügung hat. An diesem Punkt werde ich erfahren, ob ich wirklich einheimisch in der Natur bin und ob ich nur wildes Wissen besitze oder ob ich mich zum Naturmenschen gewandelt habe. Zurück zum Ursprung des menschlichen Seins. Ich möchte in diesen Tagen ein Teil der Natur sein und nicht nur ein Besucher.

Spruch des Tages: Bin ich wirklich ein Teil der Natur?

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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