Liedtext: Was müssen das für Bäume sein? von Ulla Meinecke

von Heiko Gärtner
21.06.2017 10:45 Uhr

Wie der Bezug zur Natur unser Leben prägt

Fast jeder von uns kennt noch die Lieder aus dem Kindergarten, die uns mit einfachen Reimen die Welt beschreiben. Eines dieser Lieder ist das mit den Elefanten und den Bäumen, dessen Text ihr hier findet:

“Was müssen das für Bäume sein, Wo die großen Elefanten spazieren geh'n, Ohne sich zu stoßen. Rechts sind Bäume, links sind Bäume, Und dazwischen Zwischenräume. Wo die großen Elefanten spazieren geh'n, Ohne sich zu stoßen.”

Das Lied stammt von Ulla Meinecke und wird besonders mit kleinen Kindern gerne gesungen. Wer die Melodie nicht kennt, oder sich die Akkorde für die Gitarre abschauen möchte, der kann sich dieses Video auf YouTube anschauen, in dem zwei Mädchen das Lied perfekt auf der Gitarre spielen und dazu singen:

Text, Gitarren Akkorde und Noten als PDF?

Wer die Noten, den Text oder Gitarren Akkorde zu diesem Lied sucht, der wird bei Google schnell fündig, wenn er diese Suche eingibt: "was müssen das für bäume sein akkorde pdf". Darüber findet man gleich mehrere Seiten, die die Noten als PDF mit Text zum Mitsingen anbieten.

Hintergrund

Dieses Kinderlied zeigt, auch wenn es vielleicht nie so gedacht war, relativ deutlich welchen Bezug wir in unserer Gesellschaft heute noch zur Natur haben. Sie spielt noch immer eine große Rolle in Form von Geschichten, Liedern und Vorstellungen, doch wir sind dort nicht mehr zu Hause. Die Natur ist für uns ein ferner, fremder Ort geworden, den wir uns vorstellen müssen, um ihn zu verstehen.

“Was müssen das für Bäume sein“, die so groß sind, dass sogar ein Elefant darunter passt? Kann es solche Bäume überhaupt geben? Das Lied sagt nein, denn die Elefanten spazieren zwischen ihnen hindurch. Es ist nur ein lustiger Reim und doch verrät er, wie fremd uns der Wald geworden ist. Kein Kind das mit Elefanten aufgewachsen ist, würde jemals auf diesen Text kommen. Auch keines, dessen Heimat von klein auf der Wald ist.

Unsere Erfahrungen aus der Arbeit mit Kindern

Im Laufe unserer wildnispädagogischen Arbeit mit Kindern haben wir uns oft gefragt, wie es uns selbst wohl ergangen wäre, wenn wir nicht hier inmitten der Zivilisation sondern irgendwo ganz anders aufgewachsen wären. Was wären Tiere und Bäume für uns, wenn wir in einem Naturklan in Brasilien, Kanada oder Papua Neuguinea leben würden, wenn wir nie eine Schule besucht, sondern den Wald und die Natur als Klassenzimmer angenommen hätten?

Wir haben uns aufgemacht, um mehr darüber herauszufinden und sind dabei auf einige faszinierende und spannende Dinge gestoßen.

Wo die grossen Elefanten spazieren gehen, ohne sich zu stossen!

Wo die großen Elefanten spazieren gehen, ohne sich zu stoßen!

Die Schule des Lebens

Bei uns ist es üblich, dass ein Kind mit drei oder vier Jahren in den Kindergarten kommt und anschließend mit sechs oder sieben Jahren seine Ausbildung beginnt. Bis wir dann so weit sind, dass wir auf eigenen Beinen stehen können, dauert es in der Regel zwischen 16 und 26 Jahre, je nachdem, ob wir studieren oder bereits früh unsere Schulkarriere an den Nagel hängen und ins Arbeitsleben übergehen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir nahezu vollständig von unseren Eltern abhängig, da wir uns nicht selbst versorgen können.

Kindheit und Lernen in Naturvölkern

In einem Naturklan läuft das etwas anders. Hier ist man ab der ersten Minute ein Teil des Klanwesens und kann so spielerisch lernen, was man wissen und können muss, um selbstständig zu leben. Zum gleichen Zeitpunkt, wenn bei uns die Einschulung stattfindet, ist ein Kind in einem Naturklan im Normalfall bereits vollständig ausgebildet. Natürlich lernt er auch später noch vieles hinzu und entwickelt sich ständig weiter. Aber mit 6 Jahren ist er so weit, dass er allein und autark in der Natur überleben kann. Er kann sein eigenes Feuer machen, seine eigene Nahrung sammeln und jagen und sich eine Schutzhütte bauen. Er kann sich orientieren, weiß welche Fährten er wie deuten muss um bestimmte Tiere aufzuspüren und findet stets in sein Dorf zurück.

Doch es gibt noch weitere Unterschiede, die eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen. In unserer Gesellschaft wachsen wir in der Regel nur mit unseren Eltern und Geschwistern, teilweise auch nur mit einem Elternteil auf. Unsere Eltern werden damit zu unserer einzigen Bezugsquelle, von der wir lernen können, wie die Welt funktioniert. Wenn unsere Eltern in irgendeinem Bereich Defizite haben, dann müssen wir diese fast zwangsläufig von ihnen übernehmen.

Wir lernen: „Was meine Eltern machen ist richtig und was sie sagen ist die Wahrheit!“ da es keine Vergleichsmöglichkeit gibt. In einem Naturklan hingegen werden wir von vielen Erwachsenen gleichzeitig betreut und erzogen, so dass wir stets die Wahl haben, ob wir eine Ansicht oder Eigenschaft von unseren Eltern übernehmen wollen, oder ob wir uns in diesem Bereich lieber an jemand anderen halten. Oft sind es dabei die Großeltern, die sich um die Ausbildung der Kinder kümmern, da sie bereits die meiste Lebenserfahrung haben und somit auch am meisten weitergeben können.

Doch auch sie sind keine Lehrer, die den Kindern vorgeben, wie sie zu sein haben oder wie die Welt funktioniert. Sie sind viel eher Mentoren, die ihnen helfen, selbst auf die Erkenntnisse zu kommen, die gerade anstehen. Dadurch wird der Wald zum eigentlichen Lehrmeister, der von den Kindern genau beobachtet und gespiegelt wird. Es gibt keine Informationen wie bei uns, die wir aufnehmen und als Wahr empfinden, weil sie in Büchern stehen. Alles wird selbst in der Natur beobachtet oder erlebt, so dass es sich als tiefes Wissen im inneren der Kinder verfestigen kann.

Je mehr wir über die Erziehungsmethoden der einheimischen Völker erfuhren, desto größer wurde in uns das Bedauern darüber, das uns diese Form des Lernens als Kind verwehrt worden war. Gleichzeitig wurden zwei Wünsche in uns geweckt. Zum einen wollten wir uns und anderen Erwachsenen die Möglichkeit geben, diese ersten Lernschritte im Leben eines Indianerkindes nachzuholen um so ebenfalls wieder den Bezug zur Natur und zum Leben zu bekommen, der über viele Jahrtausende hinweg für uns selbstverständlich war. Und zum anderen wollten wir Eltern, Pädagogen und Lehrern das wissen an die Hand geben, um ihren Kindern diese Art des freudigen Lernens und Entdeckens, sowie der Naturbegegnung gleich von Anfang an zu ermöglichen.

Von Wäldern und Elefanten zu unseren Bäumen

Aus diesen beiden Ideen heraus ist unser Buch „Die natürliche Heilkraft der Bäume“ entstanden. Hierin beschreiben wir die ersten Schritte, die ein Kind in einem Naturvolk geht, um seine eigenen Kräfte und Talente zu entdecken, auszubauen und zu entwickeln. Es ist ein Leitfaden mit vielen Übungen und Anregungen, um auf spielerische Weise zum Schüler der Natur, der Wälder und seiner Bewohner zu werden, um seine eigenen Sinne zu schärfen, genaues Beobachten zu erlernen und um selbst wieder ein Teil der Natur zu werden. Denn es stimmt, was in dem alten Kinderlied gesagt wird: Die Bäume sind große und großartige Geschöpfe, die voller Rätsel und Geheimnisse stecken. Nicht nur für Elefanten, sondern auch für uns.

Hier noch der Verweis auf unser Buch:
Zuletzt aktualisiert am 18.06.2022 um 8:46 am - Bildquelle der Produktbilder: Affiliate-Programm-Partner. Alle Angaben ohne Gewähr. * Bei diesen Links handelt es sich um Affiliate-Links, für die wir eine Provision bekommen. Mehrkosten entstehen euch dadurch nicht.
 
Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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