Tag 861: Warum werden wir krank?

von Heiko Gärtner
11.05.2016 19:21 Uhr

Fortsetzung von Tag 860:

Wie aber ist es bei uns Menschen? Durch unsere zivilisierte und verstandesorientierte Lebensweise haben wir den Kontakt zu unseren Instinkten und unserer Intuition fast vollständig verloren. Wir können also nicht mehr im natürlichen Rahmen instinktiv auf die äußeren Reize reagieren, sondern lassen alles zunächst einmal durch unseren Verstand bewerten und interpretieren. Daraus ergeben sich mehrere Probleme und Schwierigkeiten, die uns vollkommen aus unserem Gleichgewicht bringen, uns schaden und krank machen können. Und hier kommen wir nun zu den Punkten, die dazu führen, dass eine natürliche Baseline, die eigentlich unser Dauerzustand sein sollte, für uns kaum noch vorstellbar ist.

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Vom Grundsystem funktionieren wir natürlich noch immer genau so, wie jedes andere Tier auch. Auch wir haben eine ruhige und entspannte Grundstimmung, die wir verlassen können und zu der es uns immer wieder zurück treibt. Auch wir können uns bewusst dafür entscheiden, unseren Ruhezustand zu verlassen, in dem wir Sport treiben, Jagen gehen oder unseren Körper auf andere Weise fordern. Diese bewussten Aktivphasen können auch wir selbstständig wieder beenden und auch wir können durch sie unseren Körper schulen, trainieren und kalibrieren. In diesem Bereich unterscheiden wir uns nur wenig von unseren natürlich lebenden Zeitgenossen. Spannend wird es jedoch, wenn wir und die indirekten Aktivzustände einmal genauer anschauen, also die Sonderprogramme, die aufgrund von äußeren Impuulsen in uns ausgelöst werden und dann im Autopilot ablaufen. Denn in diesem Bereich hat sich durch unsere Entfremdung von der Natur so gut wie alles verändert.

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Schauen wir uns die unterschiedlichen Ebenen einmal genauer an. Der zentrale Schlüsselpunkt, der unsere Reaktion auf Gefahrensituationen drastisch verändert, ist die Angst. Anders als Tiere und Pflanzen leben wir nicht länger im Urvertrauen und haben unser Gottbewusstsein verloren. Wir sehen uns nicht mehr als einen Teil der Schöpfung also einen Teil Gottes und damit einen Teil von Allem an, sondern halten uns für ein einzelnes Individuum, das von allem anderen getrennt ist. Ein solches Einzelwesen ist im unendlich großen Universum natürlich hoffnungslos verloren. Überall lauern Gefahren und Risiken und nahezu alles könnte das Ende unseres kleinen, kurzen Lebens bedeuten. Wenn wir uns als getrennt von allem anderen ansehen und davon überzeugt sind, dass unser Leben endlich ist, wir also durch irgend einen Fehler, eine Krankheit, ein Verbrechen oder einen Unfall ausgelöscht werden können, dann gibt es nahezu nichts, vor dem wir uns nicht fürchten können. Das beginnt bei unsichtbaren und winzig kleinen Organismen wie Bakterien und Viren, geht weiter über Fischgräten an denen wir ersticken könnten und endet schließlich bei einem Totalcrash des Universums, bei dem alles von einem schwarzen Loch verschluckt wird. Wer soll bei diesen Aussichten denn noch ruhig in seiner Baseline leben können?

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Aber ist die Welt wirklich so feindlich und böse? Wenn wir einen Blick hinter die Fassade werfen, dann erkennen wir, dass es dieses Getrenntsein von allem überhaupt nicht gibt. Es ist nichts weiter als eine Illusion. Alles im Universum ist eins und dies bedeutet auch, dass alles dem gleichen Sinn und Zweck dient. Alles was jemals geschiet, dient dem Universum und damit Gott, weil alles Gott ist. Kein Baum würde seine eigenen Äste gegeneinander wachsen lassen. Wenn also alles eins ist, dann ist alles was jemals geschehen kann eine Bereicherung für dieses Einssein. Alles ist Liebe und alles was geschiet dient dazu, diese Liebe auszudehnen und zu vergrößern. Jedes Tier und jedes Wesen im Universum ist sich dessen bewusst. Eine Maus sitzt also nicht den ganzen Tag in ihrem Bau und fürchtet sich vor den unzähligen Tieren, die sie fressen wollen. Sie lebt im Urvertrauen und weiß, das alles was geschieht einen Sinn hat und genau so sein soll, wie es eben ist. Wenn sie eine Gefahr wittert, reagiert sie darauf und versucht zu fliehen. Wenn es ihr gelingt ist das in Ordnung. Wenn es nicht gelingt, dann lebt Sie als Teil des Beutegreifers weiter, der sie erwischt hat. Für das Universum ist es egal, wer stirb und wer am Leben bleibt, denn jeder Tod ermöglicht neues Leben und in der Gesamtheit ändert sich dadurch nichts. Alle Wesen die es im Universum gibt, sind nichts anderes, als die unterschiedlichen Facetten des einen großen Bewusstseins. Wir sind wie Wassertropfen im Meer, die ständig in einander fließen. Es gibt keinen Tod, wenn ein Wassertropfen in einen anderen übergeht. Alles bleibt eine fließende Bewegung und alles bleibt immer ein. Es gibt also keinen Grund, Angst zu haben oder eine Situation abzulehnen, denn alles ist immer und zu jedem Zeitpunkt genau so wie es seien soll. Alles ist eins, alles führt zur Liebesausdehnung und bringt mich näher an mein Gottbewusstsein. Alles dient der Balance, der Harmonisierung der Heilung.

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Was aber passiert nun, wenn ich auf eine Gefahrensituation nicht mehr mit einer instinktiven Handlung reagiere, sondern mit Angst und Panik? Die natürliche Gefahrensituation wird plötzlich zu einem Konflikt. Zuvor gab es zwei Facetten eines Bewusstseins, die mit einander den Tanz des Lebens tanzten. Jetzt gibt es plötzlich ein Problem. In unserem Kopf entsteht eine Situation, die wir nicht mögen, die wir nicht da haben wollen, die wir ablehnen und verneinen. So wie die Welt ist, ist sie plötzlich nicht mehr richtig und damit gerät alles aus dem Gleichgewicht. Unsere Konfliktphase als Mensch beginnt also in dem Moment, in dem wir das Gefühl des Urvertrauens verlieren. Wir glauben nicht mehr daran, dass alles in Ordnung ist. Verliere ich jedoch den Glauben daran, dass alles der Harmonisierung und der Liebesausdehnung dient und glaube nun, dass mir etwas oder jemand schaden will, dass eine Situation negativ und zu meinem Nachteil ist, dann gerate ich in einen inneren Gottkonflikt. Das Problem, in dem ich nun verstrickt bin, ist also nicht die Situation selbst, sondern meine Interpretation von ihr. Meine Überzeugung ist nicht länger: “Alles hat einen Sinn”, sondern: “Die Welt ist böse, gefährlich oder ungerecht!” Ich verliere das Vertrauen in das Leben und glaube, dass Dinge nur deshalb passieren um mir zu schaden und nicht um mich zurück ins Gleichgewicht und ins Gottbewusstsein zu führen. Ab diesem Moment beginnt eine gedankliche Konfliktsituation, eine Konfliktsituation, die außerhalb des natürlichen Rahmens abläuft.

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Als göttliche Wesen haben wir jedoch die Macht, unsere eigene Welt zu erschaffen und so zu gestalten, das sie zu unseren Überzeugungen passt. Die Welt ist also immer das, wofür wir sie halten. Wenn wir glauben, dass alles eine Gefahr für uns darstellt, dann stellt auch alles eine Gefahr für uns dar. Die Gefahren selbst müssen nicht real sein, denn unsere Sonderprogramm funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die der Tiere. Sobald wir einen äußeren Impulz als Warnsignal für eine Bedrohung wahrnehmen startet in uns ein Sonderprogramm. Aus diesem Grund können wir nahezu alles als Auslöser für eine innere Konfliktsituation wahrnehmen, ganz gleich, wie harmlos und unbedeutend es für jeden anderen auch sein mag. Sie merken also, dass es langsam schwer wird, seine natürliche, gesunde Baseline noch einigermaßen konstant beizubehalten.

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Die Fehlinterpretation von Situationen als etwas Negatives, Schädliches ist es, was in uns Angst und die Panik auslöst. Weil wir glauben, dass die Welt feindlich und böse ist, haben wir das Gefühl, sie ändern zu müssen. Die Situation, so wie sie ist, gefällt uns nicht mehr. Wir wollen sie nicht wahr haben, können sie nicht annehmen und versuchen uns mit Hilfe unseres Verstandes Szenarien zu überlegen, um den Istzustand zu verändern. Dadurch können wir auch die reale Situation jedoch nicht mehr intuitiv reagieren. Anstatt unseren Sinnen zu vertrauen und unserem Instikt zu folgen, der uns aus der Situation herausführt, versuchen wir zu verhindern, dass die Situation als solche überhaupt existiert. Wir verläugnen sie oder versuchen sie in unserem Kopf irgendwie zu verändern. In unserem Verstand entstehen nun 1000 Fragen und Gedankenschleifen: Warum passiert es ausgerechnet mir? Das kann doch so nicht wahr sein! Oh mein Gott, was soll ich jetzt bloß machen? Und so weiter. Diese inneren Gedankenkonflikte entstehen immer dann, wenn wir eine Situation entweder nicht annehmen können, wenn wir sie als beängsitgend wahrnehmen oder wenn beides gleichzeitig eintrifft.

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Was bedeutet dies nun im Klartext? Durch unsere Angst- und Verstandesorientierte Bewertung der Situationen in unserem Leben, können wir nicht mehr rational handeln, sondern verfallen permanent in verschiedene Konfliktzustände. Wenn eine Maus eine tödliche Bedrohung in Form einer Katze oder eines Mäusebussards wahrnimmt, dann löst dies in ihr einen Fluchtimpuls aus, dem sie unvermittelt nachgeht. Ihr Körper schaltet vom Ruhemodus auf das Sonderprogramm “Flucht” und ab gehs in den sicheren Bau. Wenn wir nun jedoch mit unserer Angstinterpretation einer tötlichen Bedrohung gegenüberstehen, dann wird aus dem einfachen Programm “Flucht” ein sogenannter “Todesangstkonflikt”. Unser Körper schaltet genau wie bei der Maus auf den Modus “Flucht” aber unser Verstand ist nun rein auf die alles übermannende Angst ausgerichtet. Während die Maus bei ihrer Flucht weiterhin wachsam ist und all ihre Sinne auf Höchstleistung laufen hat um weitere Gefahren oder auch Signale der Entwarnung wahrzunehen, richten wir unsere Aufmerksamkeit nach innen um uns auf die Angst zu konzentrieren und laufen wie blind durch die Gegend. Nicht umsonst spricht man auch von “blinder Panik”.

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Unsere Angst, die wir mit einer Gefahrensituation verbinden führt also dazu, dass wir nicht mehr intuitiv richtig handeln, sondern meistens lauter Entscheidungen treffen, die uns noch mehr in die Gefahr hinein bringen. Wir nehmen die Gefahrensituationen also nicht nur sehr viel intensiver und bedrohlicher wahr als Tiere, es fällt uns auch bedeutend schwerer, wieder aus ihnen heraus zu finden.

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Gleichzeitig häufen sich die Konfliktsituationen durch unsere angstfokussierte Weltsicht. So wie bei der Maus ist auch bei uns nicht entscheidend, ob wir einer realen Gefahr gegenüberstehen, sondern nur ob wir eine Wahrnehmung als Gefahr interpretieren. Wann immer wir einen Impuls von außen mit “Gefahr” assoziieren, startet in uns ein Sonderprogramm, durch das sich unser Körper auf die Anforderungen für die Beseitigung der Gefahr umstellt. Für ein artgerecht lebendes Tier ist auch dieser Mechanismus absolut sinnvoll und überlebenswichtig. Eine Flucht zuviel, weil ein Geräusch oder ein Geruch fehlinterpretiert wurde ist nicht weiter schlimm und es ist besser, als nicht reagiert zu haben, obwohl ein Feind da war. Durch unser generelles Mistrauen in das Leben und unsere irrationale Angst davor, dass uns die Welt feindlich gesonnen ist, interpretieren wir jedoch sehr viele Dinge und Situationen als Gefahr und versetzen uns dadurch immer wieder in einen Ausnahmezustand, der rational betrachtet nicht nötig ist. Genau wie ein Tier bekommen wir einen Sinneseindruck, den wir als Ankündigung einer Bedrohung wahrnehmen. Anders als in der Natur ist diese Gefahr in unserer Gesellschaft jedoch nicht mehr direkt auf unser Leben ausgerichtet ist. Es existieren keine realen Feinde mehr, sondern nur noch geistige. Die Überzeugung und die Angst, dass uns jemand oder etwas bewusst schaden will, versetzt uns in einen Ausnahmezustand, der jedoch keine reale Ursache mehr hat. Der Feind, vor dem wir uns fürchten existiert nicht wirklich. Er ist nur ein Gedankenkonzept und vor diesem kann ich nicht fliehen. Wenn ich aber nicht fliehen kann, dann gibt es auch keinen Impuls, der mir sagt, dass meine Flucht gelungen ist. Genau wie die Tiere können wir unsere Sonderprogramme nicht bewusst beenden, sondern nur durch unser Unterbewusstsein beenden lassen, indem wir die Überzeugung gewinnen, dass die Gefahr vorbei ist. Dies kann aber manchmal Wochen, Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte dauern. Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. (Arthur Schopenhauer)

Höhenmeter: 390 m Tagesetappe: 15 km Gesamtstrecke: 15.131,27 km Wetter: größtenteils Sonnig, abends Regen, nachts kalt Etappenziel: Zeltplatz auf einem Bergkamm, hinter 2931 Bogolin, Bulgarien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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