Tag 1066: Bootsfahrt auf dem Bergsee

von Heiko Gärtner
09.12.2016 20:33 Uhr

25.11.2016

Anders hätten wir unsere Reise nicht timen dürfen, denn bereits heute hörte der warme Föhn auf und es wurde plötzlich wieder gut 10°C kälter, als es an den letzten Tagen war. Für die kommenden Tage war bereits wieder Schnee angesagt. Wären wir also nur ein paar Tage früher oder später nach Einsiedeln gekommen, wäre der Pass für uns unpassierbar gewesen.

Nun aber lag er hinter uns und wir konnten uns ganz in Ruhe aufmachen, um den Vierwaldstättersee zu überqueren. Die Fußgänger- und Radfahrerfähre sollte eigentlich sechs Franken pro Person kosten. Doch als ich mich am Kassenhäuschen auf dem Schiff in der Schlange bis ganz nach vorne gearbeitet (oder besser gewartet) hatte, sperrte der Kassenwart den Schalter einfach zu und winkte ab.

„Das passt schon so!“ meinte er mit einem Lächeln und kam dann zu uns an Deck, um sich mit uns über unsere Wagen und die Reise zu unterhalten. Er war viel zu fasziniert von diesen ungewöhnlichen Fahrgästen, als dass er ihnen auch noch Geld abverlangen wollte.

Aber nicht nur dass, er ließ uns auch gleich noch zwei Stationen weiter fahren, damit wir mit unseren Wagen nicht über den steilen Bergpass wandern mussten. So landeten wir gleich im Hafen von Beckenried, von wo aus wir relativ ebenerdig am Ufer entlangwandern konnten.

Nach der gestrigen Anstrengung war dies ein wahrer Segen. Meine Beine waren so verspannt und so voller Muskelkater, dass ich sie kaum mehr bewegen konnte. 500m Auf- und gut 1000m Abstieg gingen eben doch nicht spurlos an einem vorbei.

Auf dem Weg nach Stans, unserem Etappenziel kundschafteten wir bereits einen geeigneten Treff- und Umbauplatz aus. Denn morgen um 10:00 Uhr wollten uns Heikos Vater und Heikos Schwager Rainer besuchen. Rainer hatte die letzten Wochen damit zugebracht, ein neues Bremssystem für unsere Pilgerwagen zu konzipieren.

Nun war es fertig und einsatzbereit. Morgen war also der große Tag, an dem es eingebaut werden sollte. Wenn es so funktionierte, wie wir es uns erhofften, dann war es gerade für die Schweizer Berge ein wahrer Segen.

Spruch des Tages: Wir fahren über´n See, über´n See, wir fahren über´n See!

Höhenmeter: 190 m Tagesetappe: 28 km Gesamtstrecke: 19. 429,27 km Wetter: sonnig und freundlich, aber kalt Etappenziel: Pilgerzimmer der katholischen Kirchengemeinde, Thun, Schweiz

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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