Tag 1039: Energetische Heilarbeit

von Heiko Gärtner
07.11.2016 00:33 Uhr

Ja, diese Welt ist eine Illusion! Anders ist die Ironie, die in manchen Situationen steckt einfach nicht erklärbar. Da ziehen wir 18.000km kreuz und quer durch Europa, immer auf der Suche nach Heilern, von denen wir lernen, mit denen wir uns austauschen und die uns auf unserem Weg weiterbringen können, und wo treffen wir sie? In Neumarkt, direkt vor unserer Haustür. Und das nicht nur bildlich gesprochen, sondern wortwörtlich. Maxis Elternhaus liegt genau wie das von Heiko in der Frankenstraße in Postbauer-Heng und wenn der Altersunterschied zwischen den beiden nur ein paar Jahre geringer gewesen wäre, dann wären sie sogar Schulkameraden gewesen. Doch beginnen wir von vorne. Vor einigen Tagen haben wir eine Mail von einem jungen Heilerpärchen aus Neumarkt bekommen, die einen Artikel über uns in der Zeitung gelesen haben und sich dachten: "Waow, die sind ja genauso verrückt wie wir!" Die beiden sind gerade dabei in Neumarkt eine Praxis zu eröffnen und da wir ohnehin in der Gegend waren, war nichts naheliegender, als ihnen einen Besuch abzustatten.

Nun saßen wir an unserem letzten Tag als Kurzzeitsesshafte gemeinsam in ihrer Praxis auf einer Picknickdecke am Boden und aßen asiatisches Essen vom Thailänder nebenan. Julie und Maxi arbeiteten nun bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit verschiedenen Formen der Theta-Heilung, einer Heilungsmethode, die wir in ähnlicher Form auch bei den Medizinkreisen mit Darrel kennengelernt hatten. Es entstand ein reger Austausch, bei dem wir alle vier viel von einander lernen und mitnehmen konnten. Dann begannen wir mit der Heilarbeit, die sich bis in die frühen Morgenstunden hinzog und bei der so viel angestoßen wurde, dass ich noch immer ein reges Gefühlschaos in mir trage. Was sich im übrigen sehr gut anfühlt, nach der langen Zeit der völligen Gefühlskälte. Zunächst legte sich Heiko auf die Liege. Maxi und Julie ließen Energie durch ihre Hände ströhmen und begannen damit, Heiko auf der geistigen, energetischen Ebene zu betrachten, zu lesen und seine Energiekörper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Er selbst verfiel dabei in einen traceartigen Zustand der auch als Theta-Zustand bezeichnet wird. Es ist der Zustand, in dem wir Kontakt zur Geisteswelt haben und uns mit allen Wesen, sowie unseren eigenen Körpern, die auf dieser Ebene existieren verbinden können. Maxi und Julie besaßen die Gabe, auf dieser Ebene sehen und arbeiten zu können. Während Heiko auf der Liege lag, kamen in ihnen eine Reihe von Bildern auf, die nicht aus ihrer Phantasie oder ihrer Vorstellungskraft entsprangen, sondern die sie von Heiko bzw. seinem höheren Selbst wahrnehmen konnten.

Heiko selbst wurde dabei immer mehr zu einem großen, schwarzen Wolf, der eine tiefe Verletzung in sich trug, die in ihm einen großen Groll, eine Wut und eine Enttäuschung der gesammten Menschheit gegenüber ausgelöst hatte. Beide spürten, dass er sich eine Nähe wünschte, dabei aber auch immer wieder zu fauchen begann, wenn sie ihm zu nahe kamen. Fast im gesamten Körper konnte er sich jedoch fallen lassen und für ihre Arbeit mit ihm öffnen. Nur um sein Herz herum lag eine Art stählerner Panzer, den sie nicht durchdringen konnten. Einen Tag später fanden wir mit den Muskeltest noch etwas mehr darüber heraus und stellten fest, dass dieser Panzer zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch eine wichtige Rolle spielte. Heiko konnte sein Herz zu 95% öffnen und diese letzten fünf Prozent waren der Panzer, den die beiden Heiler gespürt hatten. Anders als wir zunächst vermutet hatten ist es jedoch weniger ein Selbstschutz, der verhindern soll, dass andere in Heikos Herz eingreifen können, sondern viel mehr ein Fremdschutz, der andere vor der Energie schützt, die im Herzen steckt. Heikos Art zu Heilen ist seit je her, eine eher rabiate Holzhammermethode. Jeder Mensch hat seinen eigenen Stil und seine eigene Technik und jede hat ihre Stärken und ihre Grenzen. Heikos Stärke ist es, die wirklich festsitzenden Blockaden und Ängste aufzureißen und so zu Kernthemen vorzudringen, die anderen verborgen bleiben. Um eine Kokusnuss zu knacken reicht es oft nicht aus, sie liebevoll zu streicheln und ihr gut zuzureden. Man muss mit einem ordentlichen Stein darauf schlagen und die harte Schale so wegsprengen, damit der weiße, lebendige und strahlende Kern im inneren zum Vorschein kommen kann. Ich selbst habe auf diese Weise immer wieder einen Teil meines Panzers wegsprengen können, der meine Gefühle in meinem inneren gefangen hält und ich habe auch schon bei vielen anderen Klienten sehen dürfen, wie sich gerade durch dieses ruppig-harte zum ersten Mal Vortschritte ergeben haben. Nicht zuletzt bei Heidi, die dadurch nun zum ersten Mal in ihrem Leben mit riesigen Schritten in ihre Weiblichkeit und ihr Heilerbewusstsein gehen kann. Doch die Härte bringt natürlich auch gewisse Risiken mit sich. Wenn man eine Haselnuss knacken will, dann ist die Kunst dabei, mit dem Stein so stark auf die Schale zu schlagen, dass diese aufplatzt, aber wiederum auch nicht so stark, dass man den Kern dabei zermatscht. Nur wenn man den anderen lesen kann wie ein offenes Buch und genau spürt, wo der richtige Punkt ist, an dem Heilung geschiet, kann man auf diese Weise heilen. Ist der Druckkörper zu gering, passiert überhaupt nichts und der Klient kann nicht aus seinem Krankheitsmuster heraustreten. Ist er zu groß, kann dies zu Verletzungen führen, die noch mehr in ihm zerstören. Und genau hierfür ist der Schutzpanzer von Nöten. Heidis große Stärke ist die Sanftmut und die Fähigkeit, genau zu erkennen, wann etwas in seinem natürlichen Gleichgewicht ist und wann nicht. Ihr Lieblingssatz, bei allen Austestungen und Heilungsschritten lautet stets: "Das fühlt sich stimmig an!" Wie ein Maler, der irgendwann weiß, dass sein Gemälde nun fertig ist, da es nichts mehr gibt, das hinzugefügt oder weggenommen werden könnte, spürt auch Heidi den Zustand der vollkommenen, göttlichen Balance. Solange Heidi noch nicht aktiv ein Teil unserer Herde und unseres Heilerteams ist, braucht Heiko den Schutzpanzer um zu verhindern, dass er über sein Ziel hinaus schießt. Wenn Heidi zu uns stößt und auch bei den Heilungen dabei ist, kann der Panzer gelöst werden, da er dann nicht mehr benötigt wird, weil nun eine Hüterin dabei ist, die die Balance hält. Dies war auch der Grund, weshalb Maxi und Julie an dieser Stelle nichts ausrichten konnten, obwohl sie sonst überall Prozesse lösen oder anstoßen konnten. Es war einfach noch nicht an der Zeit. Es gab hier nichts zu heilen oder zu lösen, nicht im Moment. Es war wie Darrel uns oft gesagt hatte: "Die wichtigste Frage lautet stets: 'Was braucht Heilung heute?' Jeder Mensch trägt unzählige Themen in sich, doch manche können und dürfen nicht gelöst werden, ohne dass sich zuvor etwas anderes löst. Um wirklich heilen zu können, müsst ihr stets das lösen, was es jetzt in diesem Moment zu lösen gilt."

Es ist ein bisschen wie bei einem Salatkopf. Wenn man bis zum Kern vordringen will, muss man zunächst die äußeren Blätter lösen, sonst kommt man nicht weiter. Das zweite Bild, das bei beiden entstand, war Heiko als ein riesiger, uralter Baum mit einem Stammdurchmesser von mindestens 5 oder 6 Metern, der vor rund 600 Jahren fest verwurzelt in einem Wald stand. Plötzlich jedoch wurde er mit einem Schlag entwurzelt. Er wurde von Menschen gefällt, verlor all seinen Halt und ging zu boden. Dieser Schmerz war es, der noch immer tief in ihm steckte und der die unbestimmte Wut auf die Menschen erzeugte, die Heiko immer wieder in sich spürte. Als wir die Heilung im Anschluss noch einmal reflektierten fiel Heiko auf, dass er tatsächlich jedes Mal, wenn er an einer Rodungsfläche vorbei kam, eine tiefe Trauer und einen Schmerz spürte, der nicht einzig und allein daher stammen konnte, dass er einige gefällte Bäume sah. Es war nicht nur ein Mitgefühl, mit den Wesen, die hier aufgrund der Menschen ihr Leben verloren hatten. Es war ein persönlicher Schmerz, so als wäre er selbst durch die Rodung verletzt worden. Kam dieses Gefühl vielleicht aus einem früheren Leben, in dem er selbst als Baum gefällt worden war? Julie und Maxi jedenfalls hatten diese Vermutung. Heiko selbst hingegen fühlte etwas anderes, was er am nächsten Tag noch einmal mit dem Muskelreflexionstest überprüfen wollte. Er hatte ja bereits zuvor herausgefunden, dass er mehrere Male als Wolf gelebt hatte, bevor er dieses Leben begann. Und in einem dieser Leben, hatte er auch diese Erfahrung gemacht. Er war nicht selbst der Baum gewesen, aber ein Wolf, der eine tiefe Verbindung mit diesem Baum gehabt hatte. Er war seineSchlafplatz, seine Heimat gewesen, der Ort also, in dem er sich als Wolf vollkommen verwurzelt fühlte. Niemals hatte er Kontakt zu Menschen gehabt und so waren ihm diese vollkommen fremd, als sie plötzlich in seinen Wald kamen. Und die erste Handlung, die er sie ausführen sah, war das abholzen und vollständige Vernichten dieses Waldstückes gewesen. Der Wolf konnte nicht begreifen, was hier geschah. Wie konnte es Wesen geben, die so etwas taten? Warum taten sie so etwas? Töten ist ein Teil des Lebens und es gehört zu jedem Lebewesen dazu. Aber welches Wesen konnte ein Interesse daran haben, einen kompletten Lebensraum zu zerstören? Das Unverständnis und der tiefe Schmerz über die Entwurzelung und den Verlust seiner Heimat, die auch ein Teil von ihm gewesen war, löste eine Wut und einen Hass aus, den er nicht überwinden konnte. Als Wolf war es seine Aufgabe, die Liebe auszudehenen, zu wissen, dass alles so ist wie es sein soll und dass auch die Erdzerstörer in Form der Menschen nichts als reine Liebe sind. Doch nach dieser Erfahrung konnte er dies nicht mehr fühlen. Für ihn waren die Menschen nun nichts weiter als Zerstörer, die kein Recht darauf hatten, Teil einer ansonsten friedlichen und harmonischen Erdengemeinschaft zu sein. Diesen Hass konnte er bis zu seinem Tod nicht loslassen und so bekam er die gleiche Aufgabe im nächsten Leben noch einmal gestellt. Das Spiel setzte sich mehrere Male so fort, bis klar wurde, dass er als Wolf nicht in der Lage war, das nötige Verständnig für diese seltsamen, zweibeinigen Erdzerstörer aufzubringen. Also wechselte er die Perspektive und wurde nun selbst zu einem der Wesen, die er so sehr verabscheute. Auch in diesem Leben hatte Heiko die gleiche Erfahrung noch einmal gemacht. Während seiner Ausbildung zum Wildnismentor hatte er viele hundert Stunden an einem Sitzplatz verbracht. Dies war ein Platz im Wald, an den er Tag für Tag immer wieder zurückkehrte, um dort die Natur und sich selbst zu beobachten, um immer mehr Zusammenhänge zu erkennen. Mit der Zeit wurde dieser Platz zu einem Teil von ihm. Er war so vertraut wie sein eigenes Wohnzimmer und er hatte tiefe Verbindungen zu jedem einzelenen Wesen hier aufgebaut. Hin und wieder kamen Rehe oder Feldhasen zu ihm, teilweise so nahe, dass sie an ihm schnupperten. Und dann, eines Tages, als er wieder an seinem Platz saß, kamen Forstarbeiter mit ihren Harvestern und Kettensägen und mähten den kompletten Wald um ihn herum nieder. Von einem Tag auf den anderen, war der Lebensraum, der Heiko so vertraut geworden war, vollkommen vernichtet. Wo sich zuvor ein komplettes Ökosystem befunden hatte, in dem unzählige Wesen in perfekter Symbiose miteinander verwoben waren, so dass sie einen einzigen, großen Organismus bildeten, war nun nur noch ein totes Schlachtfeld, übersäht mit den Leichen von Pflanzen und Tieren. Die Trauer aber auch die Wut über diese Zerstörung brachten Heiko damals fast um den Verstand. Lange überlegte er, ob er sich nun einen neuen Sitzplatz suchen sollte, um den Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Doch eine Stimme in seinem Herzen sagte ihm, dass er hier bleiben sollte. Wochen und Monate lang sah er nichts als die Zerstörung, doch dann begann der Platz, sich wieder mit neuem Leben zu füllen. Kleintiere bevölkerten die Ebene, hier und dort trieben vereinzelt kleine Bäumchen aus und viele Pflanzen wuchsen hier nun, denen es zuvor im Wald zu dunkel gewesen war. Die Natur ließ sich nicht zerstören und stellte das Gleichgewicht wieder her. Doch der Schmerz in Heikos Herzen blieb auch weiterhin bestehen. Die Aufgabe, zu erkennen dass alles eins ist, und dass alles was geschieht immer zur Liebesausdehnung beiträgt, egal wie abstrakt es auch erscheinen mag, ist noch immer eine zentrale Aufgabe. Seit jener Erfahrung als Wolf trug Heiko eine schier unendliche Enttäuschung der Menschheit gegenüber in sich. Vom Verstand her, war ihm nun schon lange bewusst gewesen, dass er diese Enttäuschung loslassen konnte, da er verstanden hatte, dass die Menschheit auch auf ihre oftmals bestürzende Art ihren Teil zur Liebesausdehnung beitrug. Durch die Hilfe der beiden Heiler konnte er diese Enttäuschung nun auch auf der energetischen Ebene lösen und loslassen.

Doch das Bild des Baumes hatte noch einen anderen wichtigen Aspekt. Heiko erinnerte sich daran, dass er vor langer Zeit einmal ein Foto von National Geografics gesehen hatte, dass ihn zu tiefst berührt hatte. Es war das Bild eines gewaltigen Amazonasbaums gewesen, der mitten in einem Urwald stand. Aufgrund des dichten Waldes ist es jedoch vollkommen unmöglich, einen so großen Baum einfach zu fotografieren, da man niemals den nötigen Abstand zu ihm aufbauen kann. Der Fotograf hatte das Problem dadurch gelöst, dass er hunderte von Fotos mit kleinen ausschnitten des Baumes gemacht hatte, die er dann im Anschluss wie bei einem Puzzle zu einem Gesamtbild zusammengefügt hatte. Und genau dieses Bild hatten Julie und Maxi auch von Heikos Seele bekommen. Sie war wie ein riesiger Flickenteppich, der aus lauter kleinen Stücken zusammengebastelt worden war. Teilweise ergab er bereits ein klares Bild, teilweise war er aber auch verschoben und schlecht verarbeitet. Immer wieder waren Flicken falsch angeordnet, überlappten sich, oder bildeten dicke, unsaubere Nähte, die das Bild verzerrten. Einige Flicken waren zu viel und passten überhaupt nicht ins Bild. Andere wirkten, als wären die Schnittstellen zwischen ihnen vernarbt. Es war ein unheimlich komplexes Bild, das hier entstehen sollte und alles war auf eine verwirrende Weise mit einander verwoben. Auch in diesem Bild erkannte sich Heiko wieder. Er war ein Multiplikator, jemand der Wissen von überall zusammentrug und der die Verknüpfungspunkte zwischen all den Erkenntnissen fand, die Menschen überall auf der Welt hatten, so dass sich am Ende ein Gesamtbild daraus formte. Genau hierin lag seine große Stärke aber hier befand sich auch eine Gefahr, die in dem Bild nun sichtbar wurde. Wir haben vor einiger Zeit schon einmal über den Weg zur Glückseligkeit geschrieben und darüber, dass es nicht darum geht, einen Glücksmoment an den nächsten zu reihen. Dies ist es, was wir im Normalfall versuchen. Wir wollen möglichst viele Highlightmomente aneinanderpuzzlen und hoffen, dass wir dadurch irgendwann so etwas wie Glückseligkeit, Extase und Zufriedenheit spüren. Doch das kann nicht funktionieren. Zufriedenheit entstet dadurch, dass man erkennt, dass sie längst da ist, dass sie in jedem einzelnen Puzzleteil vollständigt vorhanden ist und dass es nichts zu erreichen oder zu verändern gibt. Alles ist eins und alles ist schon immer existent. Wenn wir das erkennen, kann es keine Unzufriedenheit mehr geben. Wir erkennen, dass alles Liebe ist und dass damit nur Glückseligkeit existieren kann. Solange dies nicht der Fall ist, jagen wir immer etwas hinterher, was wir nie erreichen können. Nicht jetzt, sondern im nächsten, im noch größeren Highlight, da finden wir unser Glück und unsere Erfüllung. So sind wir immer kurz davor, ein Ziel zu erreichen, das wir am Ende doch nie erreichen können. Nicht auf diese Weise. Und auf eine gewisse Art war dies mit Heikos Seelenteppich das gleiche. Es war seine Lebensaufgabe, das Wissen zusammenzutragen und als Vernetzer und Zusammenführer zu wirken. Gleichzeitig galt es aber auch zu erkennen und wirklich vom Herzen her zu begreifen, dass alles wissen schon da ist und schon immer da war. Es ist überall gegenwärtig und muss nicht zusammengepuzzlet und erkannt werden. Das Bild ist schon vollständig und erstrahlt in seiner Vollkommenheit. Wir können es nur noch nicht wahrnehmen. Hier gilt es, noch mehr ins Vertrauen zu kommen, so dass sich der Flickenteppich auf seine natürliche Weise entfalten kann, so dass die Narben heilen, das überschüssige abfällt und sich alles so ordnet, wie es sich von Natur aus ordnen will.

Während der Behandlung hatte Heiko immer wieder ein stakes Lähmungsgefühl in den Armen und Beinen und teilweise war es so, als könne er sich überhaupt nicht mehr bewegen. Kurz bevor die Heilsitzung zuende war, fühlte er sich dadurch an die Situation bei Darrel vor einigen Jahren zurückerinnert, bei der er im Schnee eingegraben war. Es war eine Übung gewesen, um in einen tiefen Kontakt mit der Erde zu kommen. Dabei hatte sich jeder einen Partner gesucht, der ihn für zwanzig Minuten unter einer dicken Schneeschicht begraben hatte, so dass nur noch ein kleines Loch zum Atmen blieb. In Heiko hatte diese Übung extrem starke Gefühle ausgelöst, die ihn so sehr übermannt hatten, dass er sich panisch aus seinem Schneegefängnis befreit hatte. Ein ähnliches Gefühl kam nun wieder auf und einen Moment lang hatte er den Impuls, aufzuspringen und die Heilung von sich aus zu beenden. Dann aber waren die Gefühle wieder abgeflacht. Maxi und Julie hatten in diesem Moment auf der energetischen Ebene tatsächlich mit Heikos Muskeln gearbeitet und hatten auf diese Weise viel lösen können, was sich darin gerade verkrampfte. Im Obergewebe hatte Heiko hier in den letzten Tagen bereits selbst einiges auflösen können, doch die beiden Heiler waren nun noch einmal viel tiefer vorgedrungen und hatten so Muskellähmungen und Verspannungen auflösen können, an die Heiko selbst nicht herangekommen war. Auch im Rücken löste sich einiges, was sich hier abgesetzt hatte. Nach der Reflexionsrunde war ich an der Reihe, mich auf die Liege zu legen. Während Heikos Heilarbeit war ich plötzlich so müde geworden, dass mir fast permanent die Augen zugefallen waren, fast so, als wäre auch ich mit unter Hypnose gewesen. Maxi hatte sogar bemerkt, dass ich mit meiner ganzen Präsenz ebenfalls bei der Heilung mit dabei gewesen war. Zumindest am Anfang, als ich mir einen Tee machen wollte und dabei permanent das Gefühl hatte, die Heilung durch das Rascheln und Knistern zu stören. Irgendetwas in mir verlangte von mir, Heiko zu beschützen und zu behüten, selbst wenn dies nicht nötig war und so war meine Präsenz in diesem Moment viel mehr bei ihm als bei mir. Später kamen wir darauf, dass dieser Beschützerimpuls ein wichtiges Kernthema bei mir ist. Es ist wie eine permanente Verpflichtung, der Hüter für alle Menschen in meiner Nähe zu sein, wobei Nähe in diesem Fall nicht unbedingt mit der räumlichen Distanz zu tun hat. Das paradoxe dabei war, dass ich durch meine Unaufmerksamkeit unglaublich schlecht in diesem Job war und eigentlich niemanden wirklich behüten konnte. Dies führte dazu, dass ich mich zum einen fertig machte und zum anderen für eine Sache verausgabte, die niemandem nützte. Beides wiederum führte dazu, dass ich meine Energie verschwendete und somit noch unaufmerksamer wurde, so dass ich noch weniger hüten, schützen oder hilfreich sein konnte. Meine Herde zu beschützen war ja an und für sich keine schlechte Sache, nur musste dies aus einer Freude und nicht aus einem Pflichtbewusstsein heraus passieren. Aber kehren wir erst einmal zu meiner Heilbehandlung zurück.

Jetzt, da ich auf der Liege lag, war ich plötzlich hellwach und mein Kopf war voller Gedanken. "Komm schon Franz, entspann dich! Lass dich einfach fallen und lass alles los! Jedes Gefühl das aufkommt, darf da sein. Du bist vollkommen sicher. Verdammt nochmal hör auf zu denken und entspann dich endlich! ENTSPANN DICH! Hab ich gesagt!" So und ähnlich kreisten die Gedanken in meinem Kopf und ich hatte das Gefühl, mich ganz und gar nicht entspannen zu können. Tatsächlich war ich sogar der festen Überzeugung, die ganze Zeit über hell wach gewesen zu sein und kein bisschen in eine Hypnose zu verfallen. Als Julie mich schließlich im Gesicht anstubste, um mich in die Realität zurückzuholen, spürte ich diese Stubser trotzden wie aus einer anderen Welt. Ohne es zu merken war ich trotz meiner Gedanken immer tiefer in den Theta-Zustand gerutscht und hatte mich zumindest geistig sehr weit geöffnet, wenngleich mein Körper die ganze Zeit über unter Anspannung stand. Und genau das hatten die beiden auch gesehen. Mich zu öffnen fiel mir deutlich leichter, als ich es selbst von mir geglaubt hatte, aber so etwas wie entspannung kam in meinem Leben zurzeit nicht vor. Warum? Weil ich diesen Todesangstkonflikt in mir trug, der mich permanent verfolgte, seit die Situation mit meiner Familie so akut geworden war. Ich konnte einfach nicht loslassen und fühlte mich daher permanent wie ein gehetztes Reh. Mein ganzer Körper war auf Flucht eingestellt und verbrauchte dadurch Unmengen an Kraft und Lebensenergie. Deswegen konnte ich in der Regel auch Essen ohne Satt zu werden und deswegen fiel es mir so schwer, zur Ruhe zu kommen, mich zu entspannen oder meinen Gedankenstrom zum Schweigen zu bringen. Das zweite, was die beiden Heiler in mir sehen konnten war, dass ich mich nicht das erste Mal für ein Mönchsleben mit Kodex und allem drum und dran entschieden hatte. Die Geschichte meiner Seele war durchzogen mit allen möglichen Pakten und Gelübden, Schwüren und Versprechen die ich mir und anderen gegeben hatte. Einige davon waren heilsam und wichtig gewesen, viele andere hingegen gar nicht und sie hatten dazu geführt, dass ich mich immer wieder in Abhängigkeiten verstrickt hatte, die mir nicht gut taten und die mir viel Freiheit nahmen. Auch jetzt war ich wieder an einem Scheidepunkt angelangt, an dem nicht klar war, ob ich mich mit dem was ich machte befreite oder nur noch tiefer verstrickte. Dabei ging es nicht darum, war ich machte, sondern vielmehr mit welcher Motivation ich es machte. Als ich mich dafür entschied, auf diese Weise zu leben, war es eine Herzensentscheidung, die sich absolut richtig angefühlt hatte. Mit der Zeit kamen jedoch immer wieder Faktoren, die mich verunsicherten und so sah ich es irgendwann immer mehr als eine Verpflichtung an, die ich mir selbst auferlegt hatte. Hin und wieder konnte ich es noch fühlen, aber es gab auch immer wieder Zeiten, in denen es für mich eine Askese, also ein Verzicht war, den ich gegen einen inneren Widerstand durchsetzte, anstatt mir Freude und mit vollem Herzen dabei zu sein. Die Frage, die sich mir als verkopften Verstandsmenschen immer wieder stellte war: "Was will mein Herz wirklich und was tue ich aus einem Schuld- oder Pflichtbewusstsein heraus?"

Die beiden sahen auch, dass Heikos und meine Seele auf vielfältige Weise miteinander verbunden und verwoben waren. Die jetzigen Leben waren nicht die ersten, in denen wir einander begegneten. Julie hatte sogar mehrere Bilder erhalten die ihr sagten, dass ich mich einige Male für Heiko geopfert hatte. Wie und in welcher Form konnte sie nicht sagen, aber es waren Situationen, die bei Heiko das Gefühl von Schuld oder Verantwortlichkeit ausgelöst hatten und es passte durchaus zu diesem verwirrenden Gefühl, jeden beschützen zu müssen. Die erste Heilsitzung diente zum einen dazu, Grundmuster in uns zu erkennen, und zu sehen, welche Themen gerade in uns akut waren und Heilung brauchten. Zum anderen war es aber auch eine Methode, um uns wieder zu zentralisieren und uns in unsere energetische Mitte zurückzubringen. Nach der Reflexion darüber begannen wir mit einer zweiten Übung, der sogenannten "Polarbeit"

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (Wilhelm von Humboldt)

Höhenmeter: 320 m Tagesetappe: 19 km Gesamtstrecke: 18.997,27 km Wetter: Temperaturen zwischen 3°C und 5°C, Regen und Wind. Kurz: Ungemütlich! Etappenziel: Privates Gästezimmer, 89129 Setzingen, Deutschland

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare