Tag 1402 bis 1405: Sterbendes Frankreich

von Heiko Gärtner
21.03.2018 09:10 Uhr

03.10.2017 – 04.10.2017

Frankreich stirbt. Ich weiß, das klingt ziemlich deprimierend, aber es ist leider wirklich so. Das Land stirbt aus, angefangen von den kleinen Dörfern bis hin zu den Städten, die immer mehr wie Geisterstädte aussehen. Dabei macht es nicht den Anschein, als würde die Bevölkerung der Franzosen immer stärker abnehmen, so dass nun niemand mehr in den kleinen Dörfern übrig bleibt. Viel mehr ziehen die Jungen in vorgelagerte Neubausiedlungen, während die Antiken Dorfkerne immer mehr verfallen. Noch sieht man sie, die verblassten Schilder, die einst auf Bäckereien, Schlachter, Tante-Emma-Läden und vieles mehr hindeuteten. Doch die Jalousien sind verrammelt, die Ladenokale leer, die Scheiben nicht selten eingeworfen, zumindest aber verstaubt und kaum mehr durchsichtig.

Die fassaden der Häuser haben ihren ursprünglichen Glanz verloren

Die fassaden der Häuser haben ihren ursprünglichen Glanz verloren

In den kleinen Orten scheint bereits fast jedes zweite bis dritte Haus leer zu stehen. Der Putz fällt von den Wänden, die Schimmelpilze ziehen in die Zimmer ein und eine allgemeine Baufälligkeit macht sich breit. Hier noch einen Unterschied zu Bosnien oder Albanien zu erkennen fällt oft schwer. Es wirkt größtenteils noch immer nicht so gefährlich, wie die Slum-Vororte im Balkan, doch auch das ist nur noch eine Fassade, die vielleicht mehr mit unseren eigenen Gefühl als mit der Realität zu tun hat.

Das Dorf wirkt verlassen und verwahrlost

Das Dorf wirkt verlassen und verwahrlost

Am heftigsten war es jedoch, als wir in eine Kleinstadt kamen. Hier gab es sogar eine Basilika und ein Jakobsweg führte hindurch und trotzdem gab es hier kein Leben mehr. Wo einst die Bummel- und Einkaufsmeile gewesen war, drängte sich nun ein „Zu Verkaufen“- Schild an das nächste. Auch hier herrschte die Zerstörung, sei es nun durch den Zahn der Zeit oder durch frustrierte Jugendliche mit Feuerzeugen und Sprayflaschen. Es tat fast ein bisschen in der Seele weh, das zu betrachten.

Da das alte Zentrum nun tot war, verlege man das neue nun einfach direkt an die Hauptstraßen. Nicht das man hier viel hätte kaufen können, aber selbst wenn, wollte sich die entspannte Shopping-Schlender-Stimmung nicht einstellen. Der einzige, der sich von dieser Dauerkrise nicht unterkriegen ließ war ein türkische Dönerbudenbetreiber. Er stand in günstiger Entfernung zum Kino und zur Schule und dies allein sicherte ihm bereits das Geschäft.

 

Einer der Pfarrer unserer Herberge, der sich auch ein wenig um unser leibliches Wohl kümmerte, brachte es recht gezielt auf den Punkt. Er stammte aus Afrika oder genauer gesagt aus Ghana und hatte einige Zeit in einer deutschen Gemeinde nahe Altöttingen gelebt, bevor er hier her versetzt worden war. „In Deutschland hat es mir besser gefallen,“ meinte er nebenbei, „da gab es so noch etwas wie Leben!“ Als wir später von der Gastfreundschaft in Ungarn und Slowenien erzählten, meine er: „Waow, das ist dann ja schon fast wie in Afrika!“

Irgendetwas sagte uns, dass der Mann seine Heimat ein kleines bisschen Bisschen vermisste.

Aber was ziehen wir nun für einen Schluss daraus? Die Entwicklung haben wir ja bereits die ganze Zeit festgestellt und ganz offenbar ging es damit nicht nur uns so. Man kann nun von der Veränderung halten was man möchte, aber leugnen lässt sie sich nicht mehr. Alles wird immer mehr zentralisiert. Die kleinen Läden gehen ein und werden durch Brotbackautomaten und zentrale Groß-Einkaufszentren ersetzt. Auf der einen Seite verfallen all die pompösen Villen und Schlösser, die Frankreich seinen besonderen Charme geben und auf der anderen entstehen neue, gesichtslose Einheitshäuser, die so überall auf der Welt entstehen könnten. Ich weiß es nicht genau, aber es wirkt fast ein bisschen, als wollte uns Europa den Schritt auf einen neuen Kontinent doch noch etwas leichter machen. Als wollte es sagen: „Traut euch nur! O schön, ist es hier doch auch wieder nicht!“.

Spruch des Tages: Wo wären wir nur ohne unsere moderne Technik? - Wir würden noch immer wie Wilde in Höhlen leben. Das heißt wir hätten gut Isolierte Häuser mit natürlicher Klimatisation, die uns automatisch erden und mit frischer, gesunder Luft vesorgen würde, in der es keine Ausdünstungen von chemikalien und Giftstofen gäbe und die uns optimal vor Strahlung und Lärm abschirmen würden.

Höhenmeter 30m / 50 / 30m / 50m

Tagesetappe: 11km + 18km + 16km + 2 5km

Gesamtstrecke: 26.484,27km

Wetter: herbstlich, kalt, hin und wieder leichte sonne

Etappenziel 1: Gemeindehaus der Kirche, Neuves Maisons, Frankreich

Etappenziel 2: Mischung aus Bibliothek und Kreativraum, Pierre-la-Treicge, Frankreich

Etappenziel 3: Hotel, Gondreville, Frankreich

Etappenz iel 4: kleiner, alter Rathaussaah, Liverdun , Frankreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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