Tag 1128: Wandern mit Sommerfeeling

von Heiko Gärtner
17.02.2017 02:58 Uhr

31.01.2016

Im Moment scheint es, als sei der Sommer ausgebrochen! Es ist der 31. Januar, wir befinden uns auf 600 Höhenmetern am Fuße der Pyrenäen, die noch immer komplett verschneit sind sind und wir wandern im T-Shirt. Das heißt, Heiko wandert im T-Shirt und ich habe mich wieder auf die Basis-Version meiner Robe beschränkt, ohne lange Unterwäsche und Weste. Man möchte es nicht für möglich halten, aber wir haben trotzdem fast den ganzen Weg über geschwitzt.

Die Sonne hatte schon wieder so viel Kraft, dass sie regelrecht auf der Haut brannte. Nicht unangenehm, aber doch spürbar. Dieser strahlende Sonnenschein in Verbindung mit der großartigen Landschaft, in der wir gerade unterwegs sind, machte das Wandern zu einem wahren Vergnügen. So machte es einfach am meisten Spaß, draußen in der Natur unterwegs zu sein, irgendwo ein kleines Picknick zu machen, die Wärme im Gesicht zu genießen und die beeindruckenden Berge zu bewundern. Ganz am Anfang unserer Reise war uns bereits einmal aufgefallen, dass uns die Tiere immer wieder verfolgten, wenn sie uns sahen. Nicht die nervigen Hunde, die es hier überall gab und die jeden Passanten wie wahnsinnig ankläfften, sondern viel mehr die Pferde, Esel, Kühe und Schafe auf den Weiden, die neugierig zu uns herüber kamen und uns ein Stück begleiteten. Das taten sie auch heute wieder und es war ein schönes Gefühl, die Verbundenheit zu ihnen zu spüren.

Das Dorf, in dem wir übernachtet hatten war eines der schönsten gewesen, die wir überhaupt bereist hatten. Nicht weil es in irgendeiner Form besonders war, sondern weil es wunderschön ruhig und einsam dalag, eine grandiose Aussicht bot und dazu noch zu großen Teilen renoviert und gut erhalten war. Es war außerdem der letzte Ort, an dem man noch wirklich wohnen konnte, denn gleich im Nachbardorf hörte man schon die Autobahn, die mitten über das Hochplateau führte. Von hier aus mussten wir und über kleine Feldwege und Trampelpfade zwischen den großen Hauptstraßen hindurchschlängeln, da es hier keine Nebenstraßen mehr gab. Am Rande des Plateaus machten wir in einer kleinen Ortschaft halt. Hier bekamen wir einen großen Saal, der sauberer ansonsten aber in jeder Hinsicht schlechter war als alle Säle der letzten Wochen. Anstatt einer Heizung gab es nur ein Belüftungssystem, das warme Luft mit einer Lautstärke von gut 70 Dezibel ausstieß. Es war also in etwa so, als würde man sich neben einen LKW stellen um die warme Luft abzubekommen, die der Motor abgab. Nach oben hin war der Saal offen und mit einem Treppenhaus verbunden, das zur Bibliothek führte.

Alles war so hellhörig, dass man jedes Kratzen mit dem Fingernagel hören konnte. Das beste war jedoch, dass es lediglich eine öffentliche Toilette im Freien gab, zu der aber kein Waschbecken gehörte. Wir hatten also einen lauten, kalten, hellhörigen Saal ohne einen Tropfen Wasser. Jedenfalls wenn man das Wasser nicht mitzählte, das unten aus der Toilette lief, wenn man die Spülung betätigte. Man muss sagen, ich hab die Sache mit dem Anziehen von guten Plätzen schon einmal besser hinbekommen.

Spruch des Tages: Es ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert - Sommer ist, was in deinem Kopf passiert (Wise Guys)

Höhenmeter: 450 m Tagesetappe: 15 km Gesamtstrecke: 20.636,27 km Wetter: sonnig aber frisch Etappenziel: Mehrzweckraum der Gemeinde, 65200 Argelès-Bagnères, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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