Weltreise dank Lottogewinn?

von Heiko Gärtner
30.06.2018 21:08 Uhr

03.-05.01.

Die Mühlen der Bürokratie

So sehr vieles in Deutschland auch leichter geht, als in anderen Ländern, weil es hier klar geregelt ist, so sehr gerät man doch manchmal in die Fänge der Bürokratie. Heute war so ein Tag, an dem zunächst gar nichts klappen wollte, weil alles zu komplex und zu kompliziert war um eine passende Lösung zu finden. Immer fehlte irgendwo eine Genehmigung oder ein Verantwortlicher und ohne könne man leider keine genaue Auskunft geben. Der Einzige, der diese Probleme nicht sah und meinte: „Wieso hier ist doch ein Saal der Nachts nicht gebraucht wird, da wird es doch kein Problem sein, wenn ihr darin übernachtet!“ war der Hausmeister. „Ich nehme das schon auf meine Kappe, kann ja schließlich nicht sein, dass ihr keinen Platz bekommt, nur weil hier keiner seinen Job machen kann!“

Wäre es nicht schön, beim Besichtigen von diesem idyllischen Land gleich auch noch eine Menge Geld zu verdienen?

Wäre es nicht schön, beim Besichtigen von diesem idyllischen Land gleich auch noch eine Menge Geld zu verdienen?

Letztlich mahlten die Mühlen der Bürokratie dann aber doch noch schneller als erwartet und so wurden wir von unserem Platz wieder weg beordert und in ein Bed and Brakefast gebracht. Die andere Lösung wäre schlichtweg zu einfach und zudem bereits organisiert und kostenlos gewesen. Ein bisschen schien es wie verhext zu sein, dass einfach alles Zeit kostete und sich alles immer weiter nach hinten zu verzögern schien.

Wie finanziert man eine Weltreise?

Shania, die zwei Bundesländer weiter südlich damit beschäftigt war, ihre Vorbereitungen zu treffen, um so bald wie möglich bei uns sein zu können, hatte das gleiche Problem. Immer wenn sie einen Punkt abgeschlossen hatte, schien es, als kämen zwei weitere hinzu. Und das, obwohl eh schon jeder einzelne Punkt stets doppelt so viel Zeit in Anspruch zu nehmen schien, als man zuvor gerechnet hatte. Hinzu kam, dass auch noch jeder einzelne dieser Schritte Geld kostete, sodass die Kosten für die Vorbereitung ihrer Weltreise langsam ins Unermessliche zu steigen schienen. Sie hatte bereits zwei Jobs, gab nebenbei Fußreflexzonenmassagen, lebte in einem Bulli und hatte nahezu alles verkauft, was sie noch mit Wert besaß. Und trotzdem schien es noch immer so, als würde es vorne und hinten nicht reichen. Die Frage, wie man sich unter den aktuellen Wirtschaftsbedingungen überhaupt eine Weltreise finanzieren sollte, wurde immer präsenter. Und das, obwohl sie ja letztlich Vorbereitungen für eine Weltreise ohne Geld traf, was das ganze nur noch abstrakter machte.

Eine Infotafel über die historische Stadtentwicklung

Eine Infotafel über die historische Stadtentwicklung

Ein bisschen Zusatzgeld für Abenteuer aus Österreich?

„Meint ihr, ich sollte vielleicht Lotto spielen?“, fragte sie daher beim letzten Telefonat und meinte dies sowohl zum Scherz als auch als ehrlich Idee. „Wenn es klappt, dann hätte ich auf einen Schlag ausgesorgt, könnte die letzten Termine abhaken und in ein paar Monaten bei euch sein. Hört sich doch gut an, oder? Ich kam darauf, weil ich für einen Termin gerade nach Österreich musste und in der Bahn überall diese Werbung für Online Lotto spielen auslag. Erst dachte ich, was für ein Blödsinn, aber dann habe ich noch einmal durchgerechnet, wie lange ich brauche, bis ich mit regulärem Gehalt genug aufgetrieben habe, um zu euch zu kommen und da wirkte es plötzlich doch wieder attraktiv.“

Heiko musste lachen. „Ja, meinte er, die Idee hatten wir kurz bevor wir zu unserer Reise aufgebrochen sind auch schon! Wir haben damals sogar versucht, mithilfe des Muskelreflexionstests das Allwissen abzufragen, um so an die richtigen Zahlen zu kommen.“

„Und hat es geklappt?“, fragte Shania interessiert.

„Nein, leider nicht!“, antwortete Heiko, „wir haben keine einzige Zahl getroffen. Wie es aussieht lässt sich die Intuition nicht für solche Ego-Spielchen missbrauchen.

„Mh, verdammt!“ kommentierte Shania mit übertriebener Enttäuschung, „das wäre aber auch zu einfach gewesen. Naja und ich schätze, es einfach mit Glück zu versuchen hat auch nicht viel Zweck, oder?

Pavilllons zum Mieten

Pavillons zum Mieten

Wie funktioniert Lotto?

„Das kannst du dir ja kurz selber ausrechnen. Beim österreichischen Lotte geht es um „6 aus 45“ also, darum aus 45 verschiedenen Ziffern die sechs richtigen zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür das zu schaffen beträgt also 1 zu 45 mal 1 zu 44 mal 1 zu 43 mal 1 zu 42 mal 1 zu 41 mal 4 zu 40, weil ja jede Zahl die gezogen wurde, nicht mehr in den Topf zurückgeworfen wird. Das macht insgesamt eine Chance von 1: 8.145.060. Ich würde mal vorsichtig sagen, ohne mich hier weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, das ist nicht so hoch. Es entspricht tatsächlich ungefähr der Einwohnerzahl Österreichs. Das heißt, wenn alle Österreicher regelmäßig Lotto spielen und jeder eine andere Kombination wählen würde, dann würde jedes Mal ein Mensch gewinnen. Da aber natürlich aufgrund des Zufallsprinzips viele Kombinationen doppelt gewählt werden, wäre faktisch nicht einmal dies der Fall.“

„Na klasse!“ gab Shania ironisch zurück, „Dann habe ich als Ausländerin wahrscheinlich gar keine Chance.“

In den Innenstädten laufen die Kinder Schlittschuh

In den Innenstädten laufen die Kinder Schlittschuh

„Was sich hingegen wirklich lohnen würde!“, setzte Heiko das Gedankenspiel fort, wäre es, eine Lotterie zu veranstalten. Wenn du bedenkst, dass die horrenden Gewinne, die beim Lotto so schön aus dem Jackpot heraus winken, gerade einmal 40 % der Einnahmen ausmachen, die bei jeder Ziehung über die Lottoscheine hereinkommen, dann kannst du dir vorstellen, was die Lotto-Agentur damit für einen Reibach macht. Klar, ein weiterer Anteil wird noch für die Teilgewinner abgezogen, denn man bekommt ja schließlich auch etwas, wenn man nur fünf, vier oder drei Zahlen richtig hat. Außerdem gibt hier es natürlich auch wieder eine Menge Parteien, die einen Stück vom Kuchen abhaben wollen. Die Verkaufsstellen, die Online-Casinos, alle Werbetreibenden und so weiter. Aber bei den Summen sind das natürlich Peanuts. Das Beste ist dabei natürlich, wenn niemand den Jackpot knackt. Denn dann wird der alte Gewinn auf den neuen addiert. Je höher der Jackpot dabei wird, desto mehr werden Spieler angelockt, die normalerweise nicht spielen, wodurch natürlich sowohl der Jackpot als auch die Gewinnspanne für die Lotterie noch einmal deutlich steigen.

Noch immer ist es winterlich in Deutschland

Noch immer ist es winterlich in Deutschland

„Also sollte ich mal recherchieren, wie man eine Lotterie gründet!“ scherzte Shania.

Lustigerweise erzählte sich uns später, dass sie wirklich einmal nachgeschaut hat, was eine solche Gründung bedeuten würde. Wie sich herausstellte, war aber auch dies nicht ganz ohne und vor allem mit einer Menge Vorabkosten verbunden, sodass sie auch diese Idee letztlich wieder verwarf. Nur für den Fall, dass von euch noch jemand eine gute Idee zu dem Thema hat, könnt ihr gerne ein Kommentar schreiben. Wir sind hier für Vorschläge offen.

Auch in den heimischen Wäldern kann man einiges an Abenteuern erleben.

Auch in den heimischen Wäldern kann man einiges an Abenteuern erleben.

Auf dem Weg nach Nordfriesland

Nachdem sich Deutschland nun als nahezu genauso komplex entpuppt hat wie Holland und nachdem auch hier der Verkehr so allgegenwärtig war, dass man ihm nicht ausweichen konnte, beschlossen wir, unseren Weg vorerst doch noch einmal in Holland fortzusetzen. Dort gab es immerhin einige schöne Radfernwege, auf denen man mit unseren Wagen wunderbar laufen konnte. Auf ihnen steuern wir nun die nordfriesische Küste an, um dann am Meer entlang wieder nach Deutschland und schließlich nach Dänemark weiterzuziehen.

Spruch des Tages: Manchmal bringen einen auch die verrücktesten Wege ans Ziel. Höhenmeter 260m / 120m / 230m / 140m Tagesetappe: 38km / 14km / 36km / 12km Gesamtstrecke: 29.245,27km Wetter: Überwiegend sonnig, Schneeschmelze bricht herein, viele Wege noch unpassierbar aufgrund der Schneemassen Etappenziel Tag 1568: Kirche, Lövnäs, Schweden Etappenziel Tag 1569: Private, autarke Hüte im Wald, Nornäs, Schweden Etappenziel Tag 1570: Pfarrhaus, Särna, Schweden Etappenziel Tag 1571: Ferienhütte im Ferienpark „Knappgården, Särnaheden, Schweden
Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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