Tag 912: Auf Umwegen zur Grenze

von Heiko Gärtner
22.07.2016 00:48 Uhr

10.06.2016 Von unserem Übernachtungsort aus waren es nur noch wenige Kilometer bis zur Hauptstraße. Als wir sie erreichten, stachen uns gleich zwei Schilder ins Auge, durch die uns das Verhalten der Polizistin am Vortag noch mehr eschauffierte. Das erste war ein Verbotsschild für Fußgänger, Radfahrer und Pferdekutschen für den Zeitraum von acht Uhr abends und sechs Uhr morgens. Ein einziger Blick auf die Straße genügte, um u verstehen, wie dieses Verbot zustande kam. Die Autos rasten durch die schlecht asphaltierte Allee und nahmen dabei keinerlei Rücksicht auf irgendetwas. Nachts war es hier so gefährlich, dass es absolut tödlich war, wenn hier ein Verkehrsteilnehmer auftauchte, der kein Auto war. Wie konnte man also als Polizist einen Touristen ohne ein Kartenmaterial, mitten durch die Pampa auf eine solche Hauptstraße schicken?

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Das zweite Schild war in Richtung Ortschaft aufgestellt und trug die Aufschrift “Border no funktion” - “Grenze nicht Funktion” Dies war also das offizielle Hinweisschild dafür, dass die Grenze geschlossen war. Nichts gegen Google-Translator, er ist wirklich eine großartige Erfindung, die uns bereits durch halb Europa gebracht hat. Aber man sollte sich als Amt für Verkehrsschilder definitiv nicht ausschließlich darauf verlassen. Was bitte sollte “Grenze nicht funktion” heißen? Selbst wenn man nicht über eine der unzähligen Nebenstraßen kam, an denen es überhaupt keine Hinweise auf die geschlossene Grenze gab, hatte man hier noch immer keine eindeutige Information. “Grenze funktioniert nicht” konnte schließlich alles mögliche bedeuten. Waren einfach keine Wachleute da und man durfte einfach passieren? Gab es keinen Zoll, so dass nur bestimmte Autos passieren konnten? Oder war sie ganz geschlossen. Aber wenn letztes der Fall war, würde man eher ein Schild vermuten wie “Grenze gesperrt! Passieren nicht möglich. Nächster offener Grenzübergang in 30km.

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Nach einer langen und ungemütlichen Wanderung entlang der Hauptstraße, bei er uns wieder bewusst wurde, warum wir uns zuvor für den anderen Grenzübergang entschieden hatten, erreichten wir eine Kleinstadt namens General Toshevo. Den vielen Verkehr rechtfertigte sie nicht, denn auch hier gab es so gut wie nichts. Eine Notfall-Isomatte für Heiko konnten wir auch hier wieder nicht auftreiben. Dafür bekamen wir aber ein Hotelzimmer von einer freundlichen , älteren Dame, die uns auch gleich noch mit Essen versorgte. Sie selbst sprach nur Bulgarisch, doch wir hatten das Glück, dass gerade ein Käselieferant auftauchte, der für uns übersetzen konnte. Dabei erfuhren wir auch, dass es in der Türkei offenbar zwei neue Anschläge gegeben hatte. Nun stieg auch hier die Angst vor dem Terroristmus bedeutend an.

Spruch des Tages: Morgen geht’s nach Rumänien

Höhenmeter: 280 m Tagesetappe: 20 km Gesamtstrecke: 16.137,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz am Straßenrand neben einer Hundeleiche, kurz hinter Chioselia, Moldawien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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