Kontakt mit den Krafttieren aufnehmen

von Franz Bujor
08.01.2018 13:25 Uhr

20.07.2017

Nachdem es gestern Abend gewirkt hatte, als wollte die Welt untergehen, begrüßte uns der Morgen nun doch wieder mit Sonnenschein. Der Sommer ging also in die Verlängerung.

Meine Verbindungen nach außen

Nach rund fünf Kilometern, von denen uns die letzten über steile Trampelpfade auf einen Berg hinauf führten, kamen wir an einen einsamen Platz mit einem großen, umgestürzten Baumstumpf, der eine besondere Kraft ausstrahlte. Er war ein geeigneter Platz für ein kleines Nachbereitungsritual, um die Kraft meines Tattoos zu festigen und um die Verbindung zu meinen Krafttieren (Bär, Wolf, Rabe, Adler und Büffel) noch einmal stärker auszubauen. Hier an dieser Stelle wollten wir nun feierlich die Vorlage des Tattoos, nach der Shania gestochen hatte, dem Wandlungsfeuer übergeben. Seit das Tattoo gestochen wurde, trug ich sie in einer Rolle bei mir. Nun fächerten wir sie ein wenig auf und steckten ein Ende in den toten Baumstumpf.

Mein Versprechen an die Krafttiere

Ich versuchte mich zu zentrieren und lud meine Krafttiere noch einmal ein, den Weg nun gemeinsam mit mir zu gehen, wobei ich jedoch das Gefühl hatte, nicht die richtigen Worte zu finden und nicht genau zu wissen, worauf ich eigentlich hinaus wollte. Am Ende vergaß ich daher den wichtigsten Punkt, den Heiko freundlicherweise ergänzte: „Ich verspreche, dass ich von nun an auf euch hören und eure Hinweise und eure Leitung annehmen werde und bitte euch darum, mir jedes Mal ordentlich eine einzuschenken, wenn ich es nicht tue, damit ich es merke und meinen Weg finde, auch wenn ich blind und träge bin! Das ist mein Versprechen an euch!“

Das Krafttattoo af meinem Rücken wird von fünf Krafttieren bestimmt: Dem Adlee...

Das Krafttattoo auf meinem Rücken wird von fünf Krafttieren bestimmt: dem Krafttier Adler...

 

Die Wesen der Natur sind beleidigt

Dann zündeten wir die Papierrolle an, was bei dem Wind gar nicht so leicht war, wie gedacht. Was jetzt folgte, war im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich schon der erste Schlag in die Fresse, den ich aufgrund meiner Nichtverbindung nach außen bekam. Die Wesen der Natur zeigten mir in aller Deutlichkeit, dass ich ein Fremder für sie war und dass sie mehr als nur ein bisschen beleidigt waren, weil ich sie so lange ignoriert und verschmäht hatte.

Das Feuer als Zeichen

Das, was wir hier verbrannten, war trockenes, locker zusammengewickeltes Papier in einer Form, die einen Kamin erzeugte und die sich dabei noch permanent im Wind befand. Es hätte also innerhalb von Sekunden lichterloh brennen und vollständig zu Asche zerfallen müssen. Doch das tat es nicht. Die Flammen leckten nur vorsichtig und gingen immer wieder aus. Doch das passierte nicht einfach so. Das Feuer wurde um so kleiner, je mehr ich mich ihm näherte und zuwandte. Kam Heiko in seine Nähe, loderte es mit hellen Flammen auf und selbst wenn es klein wurde, reichte ein kurzes Pusten, um alles wieder anzufachen.

Kam ich jedoch in die Nähe oder versuchte gar, die Flammen aufzupeppen, wurde das Feuer binnen Sekunden kleiner und erlosch. Dabei machte ich objektiv betrachtet nichts anders.

der Wolf

... dem Krafttier Wolf ...

 

Es war kein äußerliches Fehlverhalten im Umgang mit dem Feuer, sondern meine bloße Ausstrahlung, die es zum Erlöschen brachte. Allein der Fakt, dass ich da war, zerstörte also jede spirituelle Energie der Transformation. Trat ich einen oder zwei Meter zurück, flammte das Feuer wieder auf. Berührte ich das Papier, ging es aus. Unweigerlich kam Verzweiflung in mir auf. Ich kannte dieses Gefühl bereits aus den Illusionsfilmen über meine Schulzeit. Es war das Gefühl ausgeschlossen zu werden, nicht willkommen zu sein, nicht dazuzugehören und nicht gemocht zu werden. Ich fühlte mich gemobbt.

der Rabe

... dem Krafttier Rabe ...

 

Ich als wandelnder Feuerlöscher

Heiko war recht amüsiert deswegen und ich musste zugeben, dass es nach außen hin wirklich lustig aussehen musste, wie ich als wandelnder Feuerlöscher unterwegs war und dabei immer verkrampfter versuchte, die Flammen aufzupeppen. Ich spürte bereits jetzt, dass ich es vollkommen falsch anging, da ich der Meinung war, nur dann eine Verbindung zum Feuer haben zu können, wenn ich mich aktiv mit ihm beschäftigte.

der Büffel

... dem Krafttier Büffel ...

 

Ich hatte das Gefühl, dass ICH derjenige sein musste, der es am Laufen hielt, anstatt einfach zuzulassen, dass es da war und mich darüber zu freuen. Es war mein Ego, das hier mit dem Feuer spielen wollte, nicht mein Heiler-Ich. Dennoch machte ich weiter und spürte, wie ich dabei immer trauriger wurde und mich einsam und verstoßen fühlte. Was machte ich denn falsch, dass mich nicht einmal die Naturwesen mochten? Ich kannte die Antwort ja und ich wusste bereits, dass ich bislang nahezu keine Verbindung zu ihnen hatte. Und doch war es hart, es nun einmal wirklich zu spüren.

Braunbär

… und dem Krafttier Bär bzw. Braunbär.

 

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Höhenmeter: 170 m

Tagesetappe: 26 km

Gesamtstrecke: 24.595,27 km

Wetter: Sonniger Sommertag mit viel Wind

Etappenziel: Katholisches Pfarrhaus, Moate, Irland

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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