Tag 992: Nachts im Museum

von Heiko Gärtner
20.09.2016 20:43 Uhr

06.09.2016

Der Regen war am Abend und dann in der Nacht sogar noch schlimmer geworden. Teilweise hantierte es sogar so stark, dass wir uns in unserer warmen Stube regelrecht erschraken. Auch am Morgen war es noch nicht wirklich besser und so konnten wir gleich wieder einmal in Regenkleidung starten. Zum Abschied machten wir noch einige Fotos und wir bekamen sogar noch einen Kuchen mit auf den Weg, den der Sohn unseres Gastgebers für uns gebacken hatte. Es dauerte keinen Kilometer bis sogar unsere Unterhosen vom regen durchweicht waren. Passenderweise führte uns unser Weg heute auch noch über eine Wiese und über einen kleinen Trampelpfad, so dass unsere Schuhe keine Chance mehr hatten auch nur ein Fitzelchen trocken zu bleiben. Als ich versuchte, auf dem regennassen Handy unsere weitere Strecke ausfindig zu machen, stand wieder ein Reh neben mir. Zunächst bemerkte ich es nicht, weil es einfach still stand und sich nicht rührte. Dann sprang es plötzlich zur Seite undd kullerte sich über den Boden, bevor es endgültig absprang.

Das Tal, in das wir nach diesem Trampelfpad kamen, war leider bei weitem nicht so schön, wie die Wege, die wir sonst genommen hatten. Es zeigte noch einmal deutlich, wie geschickte der Greenway gelegt worden war, denn das LAnd bot durchaus eine Menge Ecken, an denen das Wandern unerträglich war. Schließlich kamen wir wieder in einen Seitencanyon, der uns immer tiefer in ein kleines Gebirge hinein führte. Kurz vor seinem Ende wurden wir Zeugen eines ganz besonderen Schauspiels. Leider waren meine Augen nicht gut genug und meine Brille zu beschlagen, so dass ich nicht wirklich etwas erkennen konnte. Für mich war es nur eine hektische Bewegung im Wald. Heiko aber erkannte, was wirklich geschah. Es waren zwei Tiere, um die es hier ging. Das erste war ein Eichhörnchen, dass von einem Ast zum nächsten schwang. Das zweite war ein Bussard, der im Sturzflug herangeschossen kam, das Eichhörnchen mitten im Sprung mit den Krallen packte und dann mit ihm davon flog. Unser Etappenziel für heute war ein Ort Namens Hukcaldi, der unteranderem deshalb eine gewisse Berühmtheit besaß, weil er zum einen im Schatten einer großen, trotzigen Burg lag und zum anderen, weil es sich um den Geburtsort eines berühmten, mir aber vollkomen unbekannten Komponisten war. Als wir im Ort eintrafen bekamen wir einen Anfruf für ein Interview von den Neumarkter Nachrichten. Wir setzten uns in den Park unter das Vordach eines alten leerstehenden Gebäudes und telefonierten, bis wir zwei Eiszapfen waren. Dann liefen wir so schnell wie möglich in die Touristeninformation hinüber, um uns dort wieder etwas aufzuwärmen. Der Mann, der den Informationsstand und auch das dazugehörige Museum, das dem bedsagten Komponisten geweiht worden war, betreute, war ein lustiger, sympatischer Kerl mit langen Dreadlocks. Er versuche alles in seiner Macht stehende, um uns irgendwo einen Schlafplatz aufzutreiben, doch keiner erklärte sich dafür bereit. Der Pfarrer erfand sogar eine mhr als nur fadenscheinige Ausrede, um sich zu verleugnen. Doch unseren Rastafari schreckte das nicht ab. Wenn es sonst nirgendwo einen Schlafplatz gab, dann konnten wir ja einfach hier schlafen. Zu unserer Liste mit ausgefallenen Übernachtungsplätzen kam nun also auch ein Museum hinzu.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, noch einmal durch den Ort zu schlendern um etwas zum essen aufzutreiben. Außer einem Bäcker, einem Supermarkt und einer Eisdiele hatte alles geschlossen. Es war nicht so, dass man in diesem Land gar nichts auftreiben konnte, doch das was es gab, bestand hauptsächlich aus Süßgebäck und Zucker. Einen absoluten riesenerfolg konnten wir dann aber dich noch verbuchen. Im Hotel Hukvaldi bekamen wir zwar nichts zu Essen, dafür aber die Einlaung, die angegliederte Sauna und den Wellnessbereich zu nutzen. Gott wie sehr haben wir das echte saunieren vermisst! Das indirekte Saunieren auf offener Straße durch die Sonne hatten wir in diesem Jahr ja schon mehr als genug.

Spruch des Tages: Unsere erste Nacht im Museum!

Höhenmeter: 290 m Tagesetappe: 25 km Gesamtstrecke: 18.106,27 km Wetter: Bewölkt, windig, hin und wieder sonnig Etappenziel: Jungscharhaus, 2130 Mistelbach, Österreich

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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