Außergewöhnlich Übernachten – Schlafen in der Gummizelle

von Heiko Gärtner
22.06.2018 07:27 Uhr

18.12.2017-19.12.2017

Wir haben im Laufe unserer Reise ja schon an den abstraktesten Orten geschlafen, angefangen bei Friedhofskapellen über Museen, Schaufenster, Schwimmbäder und Burgtürme bis hin zu Höhlen, Gartenhütten, Bars, Altenheimen, Klöstern und Backstuben. Aber heute kamen wir in den Genuss einer ganz außergewöhnlichen Schlaferfahrung, beim erstmaligen Schlafen in der Gummizelle.

Holländisches Kraftwerk

Holländisches Kraftwerk

Doch beginnen wir am Anfang. Holland entpuppte sich als ein nicht allzu wander freundliches Land, einfach aus dem Grund, dass es nirgendwo einen Rückzugsort gab. Für so ein kleines Land leben hier einfach unglaublich viele Leute und das führt natürlich auch zu unheimlich viel Verkehr und Trubel. Langsam begannen wir zu verstehen, warum mehr als die Hälfte aller Holländer im Ausland lebten. Wir selbst hätten es nicht anders gemacht, wenn wir hier aufgewachsen wären.

Auch von der Gastfreundschaft waren wir nicht so überzeugt, wie wir es uns vorgestellt hatten. Später beschrieb uns ein Holländer selbst die Situation der Menschen in diesem Land recht anschaulich.

Gut erhaltener Oldtimer

Gut erhaltener Oldtimer

„Die Welt hält uns im Allgemeinen für ein sehr offenes und tolerantes Volk“, meinte er, „aber wenn ihr mich fragt, dann ist das eine Fehleinschätzung, die zwar verständlich und naheliegend ist, aber durchaus recht fatal sein kann. Dass was die Menschen im Allgemeinen für tolerant halten ist in meinen Augen vor allem Gleichgültigkeit. Andere Menschen sind uns einfach egal und deswegen haben wir auch kein Problem mit ihrer Religion oder ihrer politischen Einstellung. Aber wir haben auch kein Problem, sie zu ignorieren, wenn sie beispielsweise unsere Hilfe brauchen."

Businesspark in Holland

Businesspark in Holland

Tatsächlich konnten wir diese Selbsteinschätzung immer mehr bestätigen. Auch heute war ein Tag, an dem wir trotz ekelhaftem Wetter immer weiter und noch weiter wandern mussten. Schließlich gaben wir den Versuch hierzulande eine Unterkunft zu finden ganz auf und machten einen kleinen Schlenker nach Westen, um noch einmal über die Grenze nach Belgien zu wandern und dort unser Glück zu versuchen.

Ein holländisches Wohnhaus

Ein holländisches Wohnhaus

Ein Kloster mit einigen Franziskanerbrüdern lehnte uns auch hier zunächst ab, mit der Begründung dass sie zu alt waren um noch Gäste zu empfangen. Dafür entdeckten wir jedoch ein Institut für mentale Heilung, das ein Schild mit einem Wanderer und der Aufschrift „Pilgerherberge“ an der Eingangstür trug. Wie sich herausstellte, war das Schild veraltet und die Pilgerzimmer gab es bereits seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr. Dennoch erklärten sie sich bereit, uns für die Nacht aufzunehmen, wenn wir nicht wählerisch bei den Zimmern waren.

Tagebau

Tagebau

Und dies brachte uns nun die Schlaferfahrung mit der Gummizelle ein. Ein etwas merkwürdiges Gefühl war es schon, in einem Raum zu liegen, in dem es wahrscheinlich von tragischen Geschichten wimmelte und von dem man wusste, dass man nicht mehr hinaus konnte, wenn die Tür wirklich einmal zufallen sollte.

 
Schlafen in der Gummizelle

Schlafen in der Gummizelle

Eine Gummizelle zum Mieten

Eine Gummizelle zum Mieten

Denn von innen gab es natürlich keinen Türgriff. Erst später fanden wir heraus, dass heute sogar die Möglichkeit gab, sich eine Gummizelle zu mieten und offiziell darin Urlaub zu machen, um genau dieses Gefühl nachempfinden zu können.

Ein spannender Kurztrip mit außergewöhnlicher Übernachtung als Erlebnisgeschenk

Eure eigene Übernachtung in der Jurte

Ihr habt durch den Artikel Lust bekommen, selbst einmal in einer Jurte zu übernachten? Kein Problem, schaut einfach mal in unserer Erlebnisgalaxie vorbei. Dort findet Ihr gleich eine ganze Auswahl an außergewöhnlichen Übernachtungen. Neben einer Nacht in der Jurte gibt es zum Beispiel auch Schlafen im Heuhotel, übernachten im Iglu und viele weitere ungewöhnliche Schlafplätze wie Baumhäuser, Riesenbierfässer, Tipis, Höhlen und Schlösser.

Auch in den nächsten Tagen blieben unsere Erfahrungen mit den Niederlanden weitgehend gleich und so beschlossen wir, nach einer weiteren Nacht in einem holländischen Kloster, zunächst einmal wieder zurück über die Grenze nach Deutschland zu wandern.

Spruch des Tages: Man muss gar nicht verrückt sein, um in einer Gummizelle schlafen zu können.

 

Höhenmeter 50 m / 60 m / 170 m / 140 m

Tagesetappe: 17 km / 22 km / 30 km / 22 km

Gesamtstrecke: 28.883,27 km

Wetter: Heiter bis Wolkig, Temperaturen knapp über Null Grad, Schnee am Wegesrand

Etappenziel Tag 1544: Gemeindehaus der Kirche, Björsäter, Schweden

Etappenziel Tag 1545: Gemeindehaus der Kirche, Hasslerör, Schweden

Etappenziel Tag 1546: Gemeindehaus der Kirche, Älgaras, Schweden

Etappenziel Tag 1547: Gemeindehaus der Kirche, Finnerödja, Schweden

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

1 Kommentare

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